Willkommen im Kamelienschloss – der grünen Schatzkammer Sachsens
Im und um das Landschloss Pirna – Zuschendorf werden auf über 6 Hektar, davon 1800 m² Glashausflächen die Zierpflanzen bewahrt, die einst vom Können sächsischer Gärtner in der ganzen Welt kündeten. Sammlungen, wie Kamelien, Azaleen und Rhododendron stehen unter Denkmalschutz. Hortensien und Rhododendron gehören zur Deutschen Genbank Zierpflanzen
Ab Montag, den 07.10.2024 ist der Garten geschlossen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch zur Weihnachtsausstellung.
Weihnachten im Landschloß
„Himmlischer Rauch – Weihnachtliches aus Thüringen und dem Erzgebirge“
27.11. – 15.12.2024
Wenn feine Rauchkringel nach oben schweben, dann tut es der Seele auf wunderbare Weise gut. Es hat etwas Beruhigendes: die Zeit steht still, ein Innehalten von der Hast des Lebens. Und diese himmlischen Düfte! Einmal ist es der Weihrauch, eine der Gaben der drei heiligen Könige an das Christuskind, die diesen Duft mit dem Weihnachtsfest für immer verbinden. Dann kommt der wohlriechende Rauch vielleicht aus einem erzgebirgischen Räuchermännchen oder -haus.
Oder es ist der Duft des Tabaks. Da ist meist ein älterer Herr in der Nähe, der in philosophische Gedanken versunken sein Dasein genießt. Dafür braucht es eine Pfeife, die oft aus dem thüringischen Schweina stammte. So kommen beide Weihnachtsländer, Sachsen und Thüringen, wieder zusammen.
Es war ein langer Weg, von der im Jahre 1492 von Kolumbus gemachten Beobachtung rauchender („Rauch trinkender“) Indianer bis in die Stuben des Erzgebirges. Damals war das Pfeiferauchen längst überall in Amerika verbreitet. In Europa gab es dann die Entwicklung von den Tonpfeifen zu den hölzernen, zu deren Fertigung rund 60 Arbeitsschritte notwendig waren.
Es bedurfte großer Fabriken, viele davon in Thüringen angesiedelt, die wiederum die Pfeifen so günstig herstellen konnten, dass sie sich auch ein Erzgebirgler mit schmalem Geldbeutel leisten konnte. Da saßen nun die herrlichsten Typen aller Berufe und Berufungen bei der Arbeit oder auf dem Feierabendbänkchen und schmauchten. Das rief geradewegs danach, diese figürlich nachzubilden. Das Räuchermännchen musste entstehen!
Im erzgebirgischen Seiffen, wie auch im thüringischen Schweina, war es das zu Ende gehende Berggeschrei, welches Bergleute nach neuem Broterwerb Ausschau halten ließ. War es in Seiffen das Zinn, so waren es in Glücksbrunn (heute Ortsteil von Schweina) Kobalt und Kupferschiefer, welche Ende des 17. Jahrhunderts versiegten. Von Schweina am Fuße des Altensteiner Parkes gingen die ehemaligen Bergleute ins benachbarte Ruhla, um sich Heimarbeit von den dortigen Pfeifenherstellern zu holen. Einer schaute sich dabei in Ruhla immer ganz genau um und studierte die Fertigung. Es war August Reich (1805 bis 1888), der 1864 seine Pfeifenfabrik „August Reich Söhne“ vor Ort begründete. Sein Sohn Sebastian übernahm die väterliche Firma, während Carl Sebastian Reich im Jahre 1887 seine eigene Firma „C. S. Reich“ gründete. Diese entwickelte sich zur größten Pfeifenfabrik Deutschlands. Nach dem Krieg war es wie bei den meisten größeren Betrieben. Die Firma wurde volkseigen und nach dem politischen Umbruch folgte 1990 die Schließung. Doch hier gab es einen Neubeginn, der aber leider nicht von Dauer war. Nach der nun endgültigen Schließung erwarb die Gemeinde das Areal, um es auch für kulturelle Zwecke zu entwickeln. In der Fabrik lagerten noch große Mengen an Materialien aus der Pfeifenproduktion. Diese werden wir in unserer Weihnachtsausstellung nutzen, um einen kleinen Pfeifenmacher-Arbeitsplatz aufbauen zu können.
Als der Bergbau die Familien der Bergleute im Erzgebirge nicht mehr ernähren konnte, begann man vor allem in den östlichen Teilen um Seiffen zu drechseln: Haushaltsgegenstände, Spielzeuge und auch Männel. Wie wir es auch schon von den Nußknackern kennen, so stammen auch die Ursprünge der Räucherfiguren aus Thüringen. In der Rhön und um Sonneberg sind bereits um 1830 solche bekannt, die wohl auch auf den erzgebirgischen Märkten verkauft und hier zum Vorbild eigener Figuren wurden. Die frühe Geschichte des erzgebirgischen „Raachermannels“ verbirgt sich noch im Dunkeln. Allgemein wird diese Erfindung Friedrich Ferdinand Frohs (1819 – 1880) und seinem damals bei ihm arbeitenden Neffen Gotthelf Friedrich Haustein (1835 – 1900) aus dem heute zu Seiffen gehörigen Heidelberg zugeschrieben. Als Jahre des Beginnens werden 1856/57 genannt, wobei aus dieser Frühzeit heute vermutlich keine Zeugnisse mehr existieren. Es ist aber auch möglich, dass die ersten Räucherfiguren im Annaberger Raum entstanden. Die Familie Haustein, vor allem der ab 1858 selbstständige Sohn Oswald Louis (1857 – 1929), seine Frau Hulda wie auch die Tochter nebst Schwiegersohn fertigten bis 1948 eine beachtliche Vielfalt dieser Figuren, die meist mit einem Gesicht aus Brotteig verfeinert wurden.
Ab Ende des 19. Jahrhunderts wie auch zum Beginn des neuen nahmen immer mehr Männelmacher die „Raucher“ mit in ihre Fertigung auf. So wurde Seiffen mit den Familien Füchtner, Ullrich, Langer und Gläßer die Hochburg dieser gedrechselten Figuren. Bedeutung erlangten auch die Timmels in Marienberg-Kühnheide und die Börners in Neundorf.
In anderen Teilen des Erzgebirges wie in Olbernhau oder vor allem in westlichen Gebieten wurden Räuchermänner geschnitzt.
Zur Weihnachtsausstellung im Zuschendorfer Landschloß werden Räuchermänner fast aller Männelmacherfamilien vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in einer beeindruckenden Vielfalt zu sehen sein.
Wo Rauch ist, ist auch Feuer. Die meisten der Männelmacher waren auch in der freiwilligen Feuerwehr. Eine funktionierende Wehr war nicht nur existentiell; die Treffen waren ebenso eine Abwechslung vom Alltag, man erfuhr die allerneuste Neu, trank den einen oder anderen Schluck in geselliger Runde und trieb auch manchen derben Spaß. Die Feuerwehr nahm so großen Raum im Leben der Menschen ein, dass sie natürlich auch ein wesentliches Thema bei der Spielzeug- und Männelmacherei war. Da gab es Feuerwehrgespanne und -autos in allen Größen, auch sehr verbreitet als Miniaturen. Die dazugehörigen Figuren, Gebäude, auch Brandruinen, ermöglichten ein umfangreiches Spiel. Aber auch bei den Weihnachtsfiguren, den Räuchermännchen und den Nußknackern gab es Feuerwehrmänner. In der Ausstellung wird reichlich davon zu sehen sein.
Zu guter Letzt das Schönste – die Christrosen. Am Rande des Teutoburger Waldes in Glandorf gibt es den Gartenbaubetrieb von Josef Heuger. In emsiger Zuchtarbeit, mit über vierzigjähriger Erfahrung und mit härtester Prüfung entstehen hier wahre Schätze von Christ-, Schnee- und Lenzrosen. Seit der Betriebsgründung durch Paul Heuger vor 65 Jahren wird der Grundsatz: „Keine Kompromisse in Sachen Qualität“ mit viel Leidenschaft verfolgt und gelebt.
Von den 65 Mitarbeitern des Unternehmens gehören zehn zum Züchtungsteam. Allein 200 eigene Sortenschutzrechte und Patente können die Züchter vorweisen. In einer guten neuen Sorte stecken 10 bis 20 Jahre Züchterfleiß. Vor Anmeldung einer neuen Sorte wird die Kandidatin auf verschiedene Standorte und Klimabedingungen getestet. Unterteilt werden die Pflanzen der Gattung Helleborus in drei Gruppen:
– die klassischen schneeweißen Christrosen in Sorten mit einer Blütezeit ab November
– die farbenfrohen Lenzrosen als Blüher im zeitigen Frühjahr
– die robusten, reichblühenden Schneerosen, von Dezember bis März blühend.
Darüber hinaus stehen für das Zimmer und als Schnittblumen geeignete Sorten auf dem Zuchtprogramm.
Warum nun gerade Christrosen? Dazu sagt Josef Heuger: „Ihnen wohnt ein Zauber inne. Wer in eine sich gerade öffnende Blüte schaut und diesem Zauber erliegt, kommt nie wieder davon los. Bescheidenheit, Güte, Unschuld, Trost, Hoffnung, Freude und vor allem schlichte, vollkommene Schönheit, all das sieht, wer sich verzaubern lässt, schon in einer einzelnen Blüte.“
Für unsere Ausstellung erhalten wir eine Auswahl der interessantesten Sorten. Ein besonderes Vergnügen dabei wird sein, dass diesmal unsere alte Märklin-Spur I- Eisenbahn durch „Wälder“ von Christrosen fahren wird. Ja, die Bahn hat auch wieder interessanten Zuwachs: Diesmal wird ein Schienenzeppelin seine Kreise drehen. Das Vorbild wurde 1929 von Franz Kruckenberg konstruiert und nur ein einziges Mal gebaut. Mit seinem Propellerantrieb erreichte er 1931 eine Geschwindigkeit von 230,2 km pro Stunde. Dieser Rekord wurde erst nach 24 Jahren gebrochen. Auch wenn das Vorbild bereits 1939 verschrottet wurde, blieb es doch eine Sensation, die bei Märklin in Blech und im Erzgebirge aus Holz zum Spielen nachgebaut wurde. In der Spurweite I, wie in Zuschendorf gezeigt, gibt es nur wenige Exemplare.
Darüber hinaus wird in beiden Schlossetagen alles dabei sein, was Weihnachten in Sachsen so ausmacht: die alten erzgebirgischen Männel, Pyramiden und Spielzeuge, ein großer Rummelplatz, dazu knisternde Feuer im Kamin und Glühwein im mittelalterlichen Schlossgewölbe.
Die Gestaltung der Ausstellung liegt wie immer in den Händen von Bea Berthold.
Und wenn am Ende nicht alles Schall und Rauch war, dann war’s einfach schön in Erwartung der kommenden Festtage.
Geöffnet ist:
Dienstag bis Sonntag: 10 – 17 Uhr
Montag: 10 – 16 Uhr
Der letzte Einlass ist 30 Minuten vor der Schließzeit.
Eintritt: 7,50 € / ermäßigt 6,00 €
Botanische Sammlung der TU Dresden
Mehr Infos zu den Pflanzen unserer botanischen Sammlung finden Sie hier.
Veranstaltungen
Führungen
- Führungen und weitere Angebote rund um das Landschloss finden Sie auf landschloss-zuschendorf.de