Willkommen im Kamelienschloss – der grünen Schatzkammer Sachsens
Im und um das Landschloss Pirna – Zuschendorf werden auf über 6 Hektar, davon 1800 m² Glashausflächen die Zierpflanzen bewahrt, die einst vom Können sächsischer Gärtner in der ganzen Welt kündeten. Sammlungen, wie Kamelien, Azaleen und Rhododendron stehen unter Denkmalschutz. Hortensien und Rhododendron gehören zur Deutschen Genbank Zierpflanzen.
Die Szenen können auch nach der Kamelien- und Azaleenschau bis Anfang Oktober besichtigt werden.
Die lange Reise der Azalee von China bis in das Landschloß Zuschendorf
XVIII. Azaleenschau im Landschloß
15.04. – 01.05.2025

Azaleen in Zuschendorf
Abschluss der diesjährigen Kamelienausstellung, Beginn der Azaleen
In China wachsen die Azaleen als kleine Sträucher an felsigen Plätzen lichter Wälder an Gebirgsflüssen im Jangtsetal von Ningpo bis zum Omei-Berg. Die Blüte der Art ist rot und ungefüllt.
Das griechische Wort „azaleos“ steht für „trocken“, „hart“ und „dürr“. Das bezieht sich nicht auf die Ansprüche der Pflanzen, sondern auf ihre Blätter.
In ihrer Heimat China wurden schon seit alters her viele Varietäten kultiviert.
Im Jahre 1808 brachte Kapitän Wellbank die Azaleen von China nach England. Trotz der chinesischen Herkunft erhielten sie die Bezeichnung „Indische Azalee“, weil damals bei allem, was nach Europa kam, „ostasiatisch“ und „indisch“ gleichbedeutend war. Daher finden wir in der älteren Literatur für unsere Zimmerazaleen die Bezeichnung Rhododendron indicum Sweet. Heute gehören sie botanisch zu Rhododendron simsii Planch.
Von England ging die Reise der Azalee um 1815 zuerst weiter nach Frankreich, bevor sie 1818 auch in Deutschland anlangte.
Die Dresdner Firma T. J. Seidel führte 1836 die Azalee als zweite Spezialkultur des deutschen Zierpflanzenbaus ein und begann eine umfangreiche Produktion. Der Katalog umfasste anfangs nur 12 vor allem aus England eingeführte Sorten.
Mit der Gründung der Liebigschen Erwerbsgärtnerei im Jahre 1837 begann dann der Aufschwung der Dresdner Azaleenzucht. Zu Recht wird Ludwig Leopold Liebig (1801 – 1872) als ihr Nestor bezeichnet. Er züchtete 1843 die erste deutsche Azaleensorte namens ‚Aurora‘. Damit können wir heute auf eine über 180jährige deutsche Züchtungsgeschichte dieser Pflanzenart zurückblicken. Die heute älteste noch existierende Sorte ist die weiß und ungefüllt blühende Sorte ‚Blanchard‘ aus dem Jahre 1854. Liebigs Sorten waren im Ursprungsland Sachsen schon längst nicht mehr vorhanden. Wir fanden sie neben der aus dem Jahre 1895 stammenden Sorte ‚Liebigs Superba‘ in Wien-Schönbrunn in den kaiserlichen Sammlungen. Damit verfügen wir immerhin über eine Sorte, die vor über 170 Jahren entstand. Viele weitere Azaleensorten und auch großblumige Rhododendronhybriden folgten ihr. 1887 erreichte die Azaleenproduktion des Betriebes 300.000 Stück. Im gleichen Jahr verstarb aber auch der Sohn des Firmengründers Emil Liebig (1939 – 1887) und die Ära dieser weltbekannten Gärtnerei war zu Ende.
Ab 1867 brachte dann die Firma T.J. Seidel als zweite Zuchtstation eigene Azaleenneuzüchtungen heraus.
Den beiden Pionieren folgten weitere Dresdner: C. Julius Petzold, Oscar Hartl, Ludwig Richard Richter, Alwin Richter und Arthur Voigt. Besonders erfolgreich waren die Sorten von Julius und Paul Schäme, deren Züchtungsarbeit Reinhold Ambrosius in Weinböhla fortführte.
Immer wieder wurden dabei andere Arten eingekreuzt, so dass wir heute von Rhododendron simsii- Hybriden sprechen. In frühen sächsischen Züchtungen finden wir vor allem Rh. mucronatum mit seinen Varietäten und Rh. simsii vittatum. Alexander Steffen fügte später bei seiner Züchtungstätigkeit in Pillnitz die Kurume-Azaleen als Kreuzungspartner hinzu.
So wuchs die Anzahl der Sorten stetig. Allein in der Gärtnerei Seidel erweiterten sich die Azaleensortimente von 12 Sorten im Jahr 1836 über 200 Sorten (1846) auf 400 Sorten im Jahr 1894. 1870 überholten die Azaleen zahlenmäßig die Kamelienproduktion. 1893 befanden sich in Dresden bereits 1,5 Millionen Azaleen in Kultur. Zwischen 1904 und 1914 steigerte sich die Zahl auf durchschnittlich 2,5 Millionen Pflanzen. Gezogen wurden Topfpflanzen, Halb- und Hochstämme.
Auch die königlichen Hoheiten fanden Gefallen an der Azalee. Zu Festlichkeiten sollte das Schloss in Dresden mit dieser herrlichen Blume geschmückt werden. Dafür standen ursprünglich die königlichen Azaleen im Herzogin Garten, direkt neben dem Zwinger. Nachdem aber in Dresden die Luftverschmutzung durch die rasante industrielle Entwicklung zum Ende des 19. Jahrhunderts so groß wurde, dass viele Pflanzen im Herzogin Garten nicht mehr zur Blüte kamen, mussten sie umziehen. Man schuf am Schloss Moritzburg eine Azaleengärtnerei als Herberge der Pflanzen, bis eine neue königliche Hofgärtnerei gebaut sein würde. Diese entstand zwischen 1913 und 1915 in Pillnitz. Ein großer Teil der damals sehr modernen Gewächshäuser war für die Azaleen vorgesehen. Zu den Pflanzen im königlichen Besitz kamen gleich nach Fertigstellung 1915 noch die Mutterpflanzen von Seidel und anderen Gärtnern der Vereinigung „Flora“. Sie mussten kriegsbedingt die Produktion auf Gemüse umstellen. Auch waren Brennstoffe knapp. Da die Schwester von Heinrich Seidel mit dem Königl. Hofgartendirektor Friedrich Bouchè verheiratet war, konnte man die notwendige Genehmigung des Königs schnell erlangen. König Friedrich August III. selbst hatte von den Azaleen in der neuen Gärtnerei nichts mehr. Während des Krieges wurden keine Bälle im Schloss gegeben und 1918 wurde er enteignet. Die Gärtnerei wurde zur Versuchs- und Beispielgärtnerei. Dr. Alexander Steffen, der diese leitete, war ein exzellenter Fachmann und selbst Azaleenliebhaber und -züchter neuer Sorten.
Der zweite große Krieg brachte auch für das Azaleensortiment große Verluste. Hellmut Vogel setzte sich in den ersten Jahren sehr für den Erhalt in Pillnitz ein, bis er nach Bremen auswanderte, um den Beratungsring der AZERCA aufzubauen. Durch neue Zuchtstationen wie die von Ernst Risse in Coswig, Erich Herrmann in Doberlug, Karl Glaser in Leipzig- Holzhausen und Dr. Werner Dänhardt mit Nachfolgern in Pillnitz konnte das Sortiment mit exzellenten Sorten erweitert werden.
Zum Ende der DDR – Zeit wurden die Pillnitzer und die Nieschützer Züchtung zusammengelegt.
Bedingt durch die politische Wende und durch die Tatkraft von Günter Hofmann, dem ersten Vorsitzenden unseres Zuschendorfer Fördervereins, gelangte die Kollektion in unsere „Botanischen Sammlungen“.
Einen Teil der Sortenverluste des ursprünglichen Pillnitzer Sortimentes konnten wir durch die Zusammenarbeit mit dem Rhododendronpark Bremen ausgleichen. Der oben schon genannte Helmut Vogel hatte auf Initiative des Züchtungsausschusses der AZERCA und in gemeinsamer Arbeit mit dem damaligen Direktor Dr. Lothar Heft ein „Azaleenmuseum“ aufgebaut, welches 1980 eröffnet wurde. Durch den weiterhin intensiven Kontakt zu den Azaleenanbauern in Sachsen wanderte über „Rentnerbesuche“ manche alte sächsische Sorte dorthin. Das eröffnete uns in den letzten Jahrzehnten einen regen Austausch zwischen beiden Sammlungen.
Heute umfasst die Zuschendorfer Sammlung 360 vorwiegend historische Sorten, die unter Denkmalschutz stehen. Da derzeit in Sachsen keine neuen Sorten mehr gezüchtet werden, wird die Sammlung auch kaum noch wachsen. Die Bewahrung der zur „Deutschen Genbank Zierpflanzen“ gehörenden Sammlung, das tägliche Gießen, Heizen und Lüften sowie Arbeiten wie Stutzen, Umtopfen und Düngen bedürfen der vollen Aufmerksamkeit der Gärtner.
Der oben bereits genannte und schon im Jahre 1854 gegründete Gartenbaubetrieb Ernst Risse, der inzwischen von der Tochter Reinhild Hellenberg geführt wird, ist einer der wenigen noch verbliebenen sächsischen Azaleenproduzenten und der letzte Kultivateur von Kamelien. Daneben werden im Betrieb prächtige Schaupflanzen gehütet, die zur Azaleenschau gemeinsam mit unserer Sammlung im Landschloß ausgestellt werden.
Eintritt: 7,50 € / ermäßigt 6,00 €
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10.00 – 17.00 Uhr
www.kamelienschloss.de
Nach Ende der Azaleenschau bleibt das Schloss wegen Ausstellungsabbau etwa 5 Tage geschlossen!
Ein Landschloß im Dornröschenschlaf – Zuschendorfer Ansichten von Ulrich Lindner
1. März bis 5. Oktober 2025
Jedem Anfang liegt ein Zauber inne. Diese wunderbaren Worte Hermann Hesses galten umsomehr und trotz alledem für unsere Anfänge in Zuschendorf.

Ulrich Lindner: Schlosspark mit Kirche und Schloss, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, getont, Foto: Jörg Sandau.
Auf der Suche nach einem neuen Ort für unser gärtnerisches Tun und unsere Nachfrage, was denn aus dem Schloss Zuschendorf würde, bekamen wir beim Rat der Stadt Pirna 1987 die Antwort: „Abreißen dürfen wir es nicht, aber die Zeit arbeitet für uns“. Es war noch schlimmer, denn auch die Landeskirche dachte an Abriss der mit einem Übergang zum Schloss verbundenen Kirche. Das ganze Ensemble galt als nicht rettbar. Stand man in der Halle des Schlosses, konnte man des Nachts durch sechs Etagen die Sterne leuchten sehen. Der Hausschwamm feierte seine Existenz in jedem Winkel. So wäre das Stammgut derer von Carlowitz nach fast eintausend Jahren einfach aus der sächsischen Geschichte gestrichen worden.

Ulrich Lindner: Verfallener Wehrgang, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, getont, Foto: Jörg Sandau.
Günter Hofmann, ein weitsichtiger, genialer Denker und damaliger Direktor des VEG Saatzucht Zierpflanzen Dresden, erwog 1987 kurzerhand den Kauf, der schon 1988 vollzogen wurde. Nun wurden Pläne geschmiedet und die Zukunft erträumt. Was könnte man doch Herrliches tun an diesem romantischen Ort. Das Dresdner Architektenehepaar Susanne und Volker Berthold, mit denen wir schon beeindruckende Ausstellungen in Dresden und Tallin (Estland) gemeinsam aufbauten, gaben nun diesen Träumereien ein zeichnerisches Gesicht mit Form und Inhalt. Zu ihrem Freundeskreis gehörte der Dresdner Fotografiker Ulrich Lindner. Gedanklich verbanden Ulrich Lindner und Volker Berthold die ein Leben prägenden Erlebnisse bei der Zerstörung Dresdens. Ulrich Lindner, Jahrgang 1938, war mit sieben Jahren Zeuge des Feuersturms, wuchs in den Ruinen auf und machte diese immer wieder zum Gegenstand seiner Arbeiten.
Für Ulrich Lindner war aber immer auch der Verfall und dessen Schönheit von Schlössern, Orangerien, anderen Baulichkeiten und Gärten ein wichtiges Thema. Er empfand und gab dem „Ruinösen“ die gebührende Würde.
Er selbst befasste sich intensiv mit seinem eigenen und anderen Gärten und sprach vom Gärtner als seinem zweiten Beruf.

Ulrich Lindner im Jahr 1996 im Zuschendorfer Schaugewächhaus
In seinem historischen Wintergarten reiften zahlreiche Zitrusfrüchte, den Garten zierten zahlreiche Kübel mit Orangen und auch bei der Kultur seiner Kamelien hatte er eine glückliche Hand. Er war ein würdiger Vertreter unserer Zunft.
So waren wir ganz glücklich, dass Ulrich Lindner unsere Arbeiten in Zuschendorf von Anfang an begleitete. Nur einer wie er konnte die letzten Tage des Dornröschenschlafes von Landschloß, Kirche und Gutspark vor deren Erweckung für uns bewahren.
Er fotografierte den ursprünglichen Zustand und bearbeitete die Bilder mit teils selbst entwickelten fotochemischen Prozessen zu seinem 1993 entstandenen Zyklus „Zuschendorf“. Ulrich Lindner studierte 1957–1962 Chemie an der Technischen Hochschule Dresden. Diese Kenntnisse eröffneten ihm mannigfaltige künstlerische Möglichkeiten.

Ulrich Lindner: Blick durchs Schlossfenster, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, getont.
Es ist das große Dilemma: Eine Ruine oder ein verwilderter Garten haben ihre ganz eigene Schönheit. Da wuchsen Farne und Sonnenblumen an den Fassaden, da gab es im Inneren auf völlig verschwammten Fachwerkmauern ganz einzigartige Malereien. An den halb durchgebrochenen Decken bauten neben Jugendstilornamenten die Schwalben ihr Nest. Die hölzernen Bauteile eines Wintergartens waren kurz vor dem Einsturz. Frühere Bewohner hatten Inschriften, auch in Russisch, hinterlassen. Man kann diesen Zustand nicht konservieren. Wir mussten das meiste davon zerstören, um das Gebäude wieder zum Leben zu erwecken. Nur ein Künstler wie Ulrich Lindner war in der Lage, diese für uns in seinem Zyklus für immer zu bewahren.

Ulrich Lindner: Grabstätte Mühlenbesitzer Böhme auf Zuschendorfer Friedhof, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, koloriert, Foto: Jörg Sandau.
In den darauffolgenden Jahren trafen wir uns oft in Zuschendorf oder auch in seinem Dresdner Zuhause. Kaum eine unserer Ausstellungen, ob Kamelie, Azalee, Hortensie oder Weihnachten verpasste er. Ulrich Lindner konnte die Dinge mit einem Blick erfassen und ein klares stilsicheres Urteil fällen. Er hat unseren Blick geschärft, die Schönheit des Verfalls wahrzunehmen. Diese unglaubliche Farbigkeit allerorten, die man erst beim intensiven Schauen erleben kann. Seine Ratschläge waren uns wertvoll. Jede Unterhaltung mit ihm war ein Genuss. Er entdeckte immer wieder besondere Details, für die er uns die Augen öffnete.
Mit seinem Tod am 29. April 2024 verlor der Förderverein ein prägendes Mitglied der ersten Generation und wir einen guten Freund, von dem wir noch so viel lernen wollten. Mit dieser Ausstellung möchten wir ihn ehren. Neben dem erwähnten Zyklus „Zuschendorf“ zeigen wir weitere Schenkungen und Ankäufe, Bilder die einst Günter Hofmann erwarb und weitere Werke aus dem Familienbesitz von Susanne und Volker Berthold.

Ulrich Lindner: Wirtschaftsgebäude am Landschloss, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, getont, Foto: Jörg Sandau.
Ulrich Lindner war seit 1998 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.
Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, schreibt in seinem Nachruf: “ Die Klasse Bildende Kunst betrauert einen ebenso noblen wie klugen, ebenso traumnahen wie scharfsichtigen Künstler“. Dem ist nichts hinzu zufügen.
Große Teile der Zuschendorf-Bilder erhielten wir von Ulrich Lindner selbst. Einige fehlende Werke schenkte uns dank der Vermittlung von Jörg Sandau sein Sohn Thomas Lindner. Jörg Sandau erstellt das Werkverzeichnis für Lindners Arbeiten.
Wir werden die Bilder gemeinsam mit Kamelienblüten und Azaleen präsentieren und denken, dass dies im Sinne des Gärtners Ulrich Lindner ist. Wer aber meint, er wolle die Werke ungestört betrachten, dem sei ein Besuch ab Mai empfohlen. Die Bilder werden die Schlossräume die ganze Saison zieren.

Ulrich Lindner: Schlossansicht, Zyklus Zuschendorf, 1993, Fotografie, koloriert.
Eintritt: 7,50 € / ermäßigt 6,00 €
Geöffnet: Dienstag bis Sonntag und feiertags von 10.00 – 17.00 Uhr
Zusätzlich nur im März: Montag von 10.00 – 16.00 Uhr
Botanische Sammlung der TU Dresden
Mehr Infos zu den Pflanzen unserer botanischen Sammlung finden Sie hier.
Veranstaltungen
Führungen
- Führungen und weitere Angebote rund um das Landschloss finden Sie auf landschloss-zuschendorf.de