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Zwergobstbäume

Bei historischen Studien über Bonsai in den achtziger Jahren vor allem in der Landesbibliothek fanden sich Berichte über „Obstorangerien im Scherben“. Besonders suchten wir damals nach eigenständigen Entwicklungen in Europa, die wir in dieser Kultur fanden.

Diese auch als Zwergobstbäume in Töpfen bezeichneten Gewächse sind vermutlich die einzigen Vertreter einer Gartenkultur, wo das Ostasiatische nicht einfach nachgeahmt, sondern eigenständige europäische Wege beschritten wurden. Letztendlich werden zwei Entwicklungslinien sichtbar: Zum einen das ostasiatischen Vorbild Bonsai, welches zum Zwergobstbaum entwickelt wurde. Zum anderen die Experimentierfreudigkeit der damaligen Obstbauer, die ebenfalls zum Topfobst führte.

Wieder war es der Hofgärtner Johann Heinrich Seidel, der in seinem 1803 erschienenen Buch „Der Frühlings- und Sommergärtner“ beschrieb, wie mit dem praktischen Sinn der Deutschen versehen, aus Bonsai Obstorangerien entstanden. Nach chinesischer Technik hielt man Obstbäume klein und kultivierte sie in schönen Keramikgefäßen.

Schon vor Beginn des 19. Jahrhunderts nutzte man sie daher als Tischschmuck, der beerntet werden konnte. Später kamen die Sammler und Forscher hinzu. Auf nur 1000 m² Fläche konnten sie 1.000 Sorten aufstellen und die Eigenschaften des Obstes prüfen.

Um 1985 begannen wir diese alte Gartenkunst wieder zu beleben.

Fasziniert von den sich bietenden Möglichkeiten begannen wir, das übliche Handelssortiment der DDR, welches von historischen Sorten bis zu Pillnitzer Neuzüchtungen reichte, auszuprobieren. Nach historischem Vorbild entwickelten wir gemeinsam mit dem Steingutwerk in Dommitzsch einen im offenen Feuer gebrannten, manufakturiell hergestellten Steinzeugtopf. Unser Sortiment haben wir inzwischen auf etwa 140 Obstsorten, vorrangig Äpfel, erweitert, die in Sachsen angebaut wurden und werden. Mit nahezu 1000 Pflanzen haben wir vermutlich heute weltweit die größte Sammlung dieser besonders schmackhaften Gartenkunst.

Nennen wir das, was wir betreiben, heute durchaus noch praktisch anwendbare Denkmalpflege.