Max Hetze Seiffen
Letzter Spielzeugverlag des Erzgebirges in 125jähriger Tradition
Ausstellung im Landschloß Pirna – Zuschendorf vom 28. 11. bis 16. 12. 2018
Die Familie Hetze gehört zu den ältesten alteingesessenen Familien Seiffens, deren Ursprünge sich bis ins 16. Jahrhundert zum Glasmacher Melchior Hetze zurückverfolgen lassen. Schon dessen Sohn Elias Hetze (1618 – 1686) arbeitete als Spindeldreher und gehörte damit neben George Frohs und George Hetze zu den ersten urkundlich um 1650 erwähnten Drechslern Seiffens. Da Elias Wasserzins zahlen musste, war er vermutlich der erste im Seiffener Winkel, der statt mit Fußdrehlade bereits mit Wasserkraftantrieb drechselte.
Als erster Händler Seiffner Erzeugnisse des späteren Verlages wird Wilhelm Ferdinand Hetze (1837 – 1923) genannt. Er arbeitete als Straßenwärter und Drechsler. Mit 29 Jahren begann er 1866 seinen Handel vorrangig mit Gebrauchsgegenständen, richtete in Seiffen zwar einen kleinen, aber den ersten Laden des Ortes ein und verkaufte auf Jahrmärkten.
Einer seiner heutigen Nachfahren, Albrecht Kirsche, berichtet: „So ist er mit der Schubkarre zum Markt auch nach Dresden gelaufen. Dazu benötigte er zwei Tage. Übernachtet wurde in Frauenstein bei einem Bauern (für 10 Pfennig) im Pferdestall. Einmal soll ihm ein Engländer in Dresden gleich drei Klapperpuppen abgekauft haben. Das Geschäft war so gut, daß er sich auf dem Rückweg in Frauenstein ein Bett leisten konnte. “ (KIRSCHE 1994).
Sein schon von Christian Heinrich Hetze (geb. 1721) erbautes Haus stand an der Hauptstraße im Seiffener Grund gegenüber dem späteren Verlagshaus genau dort, wo heute die Pension „Zum alten Bergmannshaus“ steht. Sein ursprüngliches Haus wurde in das heutige Freilichtmuseum verlegt. Ferdinand Hetze war es auch, der im Jahre 1900 das Verlegerhaus erbaute.
Sein Sohn Max Hetze (1866 – 1947) erlernte in der Seiffener Grundmühle Drechsler und besuchte die Zeichenschule. Ab dem Jahre 1901 führte er das Geschäft und meldete 1904 die Firma unter seinem Namen an. Neben dem Seiffener Geschäft und den Verkäufen auf Märkten war er schon auf der Leipziger Messe in der Mädlerpassage präsent.
Es war durchaus ein Risiko, in Seiffen neben Hiemann, Einhorn, Augustin und Langer ein weiteres Verlagsgeschäft zu gründen. Seiffen lag verkehrsungünstig und es fehlte auch der Eisenbahnanschluß. Grünhainichen und Olbernhau hatten da deutlich bessere Voraussetzungen.
Olbernhau war als Verlegerstandort ideal. Man kam von allen Seiten trockenen Fußes, ohne Flüsse überqueren zu müssen, dorthin.
Max Hetzes Tochter Johanna (1891 – 1976) heiratete 1912 den Kaufmann Georg Kirsche (1895 – 1961). Georg Kirsche stammte aus einfachen Verhältnissen aus Hartmannsdorf bei Chemnitz.
„Er erlernte in Burgstädt in der Textilbranche den Beruf des Kaufmanns. 1905 kam er nach Olbernhau zu der Verlegerfirma Otto Scheibners Nachfolger, einer großen Verlegerfirma, …“(KIRSCHE 1994).
An einem freien Tag machte Georg eine Fahrradtour nach Seiffen. Am Straßenrand stand Johanna Hetze; die Luft an ihrem Fahrrad war runter. So lernten sie sich kennen und so kam Georg Kirsche später in das Verlagshaus Max Hetze.
Noch bei seiner Tätigkeit im Verlagshaus Scheibner schickte ihn diese Firma oft ins Ausland.„Auf diesen Fahrten durfte nur die 1. Klasse der Eisenbahn benutzt werden, weil hier beste Geschäftsbeziehungen geknüpft werden konnten. So lernte er u.a. auf einer Reise in die Schweiz den Kaufmann Dreyfuß aus Straßburg kennen, …“ (KIRSCHE 1994).Die so entstandenen guten Geschäftsbeziehungen auch mit vielen anderen Kunden nahm Georg Kirsche mit in die Seiffener Firma. Nach der Hochzeit zog er nach Seiffen, wo er bis 1939 als Prokurist bei seinem Schwiegervater arbeitete. Danach pachtete er die Firma bis 1947. Nun begann ein umfangreicher Ausbau des Betriebes. Es wurden zunächst 3 Arbeitskräfte eingestellt und mit dem weltweiten Export begonnen.
Später im Jahre 1935 wuchs der Mitarbeiterstamm auf 15 Mitarbeiter. Jahrmärkte wurden nun kaum noch besucht. Im Verlegerhaus Hauptstaße 40 entstand ein großes Textilgeschäft und ein Musterzimmer wurde eingerichtet.
„Auf den Leipziger Messen wurde seit 1913 ständig in den amtlichen Messehäusern ausgestellt. Dort wurde von jedem Artikel nur ein Stück gezeigt. Miniaturen wurden dafür auf Pappen aufgeheftet.“ (KIRSCHE 1994). Preise standen keine an den Artikeln. Es gab einen Zahlencode, so dass die zu erzielenden Preise für den Verleger, aber nicht für den Kunden sichtbar waren.
„Ab 1921 begann für die Firma ein Massenexport. Vor allem Küchen- und Haushaltsartikel, wie Quirle oder Nudelhölzer, sowie Blumen-, Kakteen- und Nähständer waren auf dem Markt gefragt, und sie waren auch für die Hersteller sehr wichtig. Damit konnte doch die absatzschwache Zeit, die sich aus der vorrangigen Weihnachtsproduktion ergab, überwunden werden. Während der Inflation half der stark angewachsene Export, nennenswerte Verluste zu vermeiden, da die Kunden mit Dollar- oder Pfundschecks bezahlten. Exportiert wurde in alle Welt. 1924 bis 1929 hatte die Firma ca. 210 Exportkunden. Unterlagen zeigen heute noch, daß neben Kunden in allen europäischen Ländern u.a. auch solche in Japan, Hongkong, Australien, Südafrika, den USA, Brasilien, Argentinien und über England auch in den Kolonien von der Firma Max Hetze, Seiffen beliefert wurden.“ (KIRSCHE 1994). Die Firma hatte Vertreter in Dresden, Berlin, Hamburg, Mannheim, München, Zwolle/Holland und Breslau. In der letztgenannten Stadt gab es eine ständige Werbeausstellung. Der Vertreter in Hamburg, Gustav Burmeester, hatte in der Nähe des Hafens ein Musterzimmer. Hier war das Tor zur Welt: nach Skandinavien und nach Übersee. Preislisten für auswärtige Kunden sind ab 1915 bekannt und 1930 erschien der erste Katalog mit Miniaturspielzeug.
Durch das stete Wachsen des Unternehmens wurde es eng im bisherigen Verlagshaus. Das eine waren die zu geringen Lagerkapazitäten. Als Verleger kaufte er den Herstellern regelmäßig und damit auch in absatzschwachen Zeiten die Waren ab und musste diese bis zum Weiterverkauf bei sich unterbringen. Außerdem lebten und arbeiteten die Drechsler auf kleinstem Raum und hatten selbst keine Läger. Zum anderen benötigten sie ein regelmäßiges Einkommen. Als Beispiel führt Albrecht Kirsche an: „Es kam vor, das der Drechsler Otto Schalling am Abend eines Arbeitstages seine Tagesproduktion, die gerade frisch lackiert war, auf dem Lackbrett in den Verlag brachte, wo sie zum Trocknen aufbewahrt wurde“ (KIRSCHE 1994). Die meisten lieferten freitags und erhielten gleich ihr Geld.
Ein zweites Problem waren die großen Mengen Verpackungsmaterial. Damals war die Nutzung von Heu als Dämm- und Füllmaterial, in den Holzkisten, mit denen er seine Ware verschickte, üblich.
In direkter Nachbarschaft konnte die Firma Hetze das Bauerngut mit großen Wiesenflächen des ehemaligen Verlegers Einhorn kaufen und beide Engpässe lösen.
Der Verleger Georg Kirsche betrieb intensive Marktforschung und beriet die Hersteller bei der Gestaltung ihrer Erzeugnisse. Die Produzenten kamen bei weitem nicht nur aus Seiffen und Umgebung. Geliefert wurde auch aus böhmischen Orten wie Brandau (Brandov), Katarinenberg (Hora Sv Kateriny), Gebirgsneudorf (Nova Ves v Horach), Urisen (Orasin) und Göttersdorf (Bolebor). Darüber hinaus kamen ausgewählte Waren aus Gablonz (Jablonec n. N.), Thüringen, dem Böhmerwald und Tirol. Immer wieder gab es neue Ideen, die den Drechslern und den Verlegern nützten. Albrecht Kirsche schreibt: „Bei den Weihnachtsfiguren wie Engel, Bergmann und Räuchermann wurden komplizierte Teile, wie Arme, Gesichter und Füße aus Teig gefertigt. Oft wurden diese Teile aus Teig während der Lagerung von Mäusen angefressen. Deshalb beauftragte Georg Kirsche den Drechsler Richard Langer um 1935, Figuren herzustellen, bei denen keine Teigteile mehr vorhanden waren. Die Arme wurden aus Holz gefertigt. Diese Neuerung hatte einen großen Erfolg. Der Drechsler Richard Langer erzielte so gute Umsätze, daß er sich im Seiffener Grund ein größeres Haus kaufen konnte“ (KIRSCHE 1994).
Bei den spätestens seit 1907 geführten Miniaturfahrzeugen wurden die Fahreigenschaften verbessert, indem die Zinnräder durch Holzräder ersetzt wurden.
Ein wichtiges Erzeugnis waren Tierfamilien, wie etwa Enten, Hasen, Pinguine, Störche, Bären, Hunde, Schweine etc. Ein großer Teil davon entstand bis 1938 bei Georg Heidenreich (1902-1970) im Preißlerschen Drehwerk (heute im Freilichtmuseum Seiffen) im engen gedanklichen Austausch mit Georg Kirsche.
Ein Verleger ist nicht einfach ein Großhändler. Ein Spielzeugmacher fertigt Häuser, ein anderer Männel, ein weiterer Reifentiere oder Bäume, Zäune, Fahrzeuge etc. Der Verleger kauft das alles ein und packt diese Dinge thematisch für den Endkunden. Da gibt es dann Dörfer, kleine Städte, Bauernhöfe, Jagden, Menagerien, Soldaten oder auch verschiedene Spiele und vieles mehr. Als Verpackung dienten traditionell aufwendig hergestellte Spanschachteln oder Kartons.
Ab 1932 füllte die Firma Max Hetze als erste diese Erzeugnisse in Gazebeutel aus Messingdraht. Später kamen dann noch Zellophantüten dazu. Der Vorteil war, dass der Inhalt von außen betrachtet werden konnte und man aus der ungeheuren Vielfalt den jeweils wirklich gewünschten Beutel auswählen konnte.
Ebenfalls 1932 erhielt die Firma einem großen Auftrag („Soldaten im Beutel“) für Frankreich.
Ein typisches Produkt dieser Zeit waren die Abzeichen des Winterhilfswerkes. Bei Straßensammlungen konnten kleine Abzeichen, wie z.B. kleine Erzgebirgsfiguren, erworben werden. Diese einfach gestalteten Engel, Bergleute, Weihnachtsmänner, Autos und manch weiteres Spielzeug bescherten vielen Drechslerfamilien Lohn und Brot. Den Vertrieb übernahmen die Verleger.
Der Verlag Max Hetze entwickelte sich zum größtes Exporteur im Kreis Freiberg. Und doch war es immer noch ein richtiger Familienbetrieb. Zu den Angestellten gehörten auch Georg Kirsches Kinder Susanne (*1912), Lore (*1915), Rudi (*1916), Edith (*1919) und Horst (*1922).
Mit Beginn des II. Weltkrieges wurden die Söhne zum Militär eingezogen und die Töchter mussten deren Aufgaben im Geschäft übernehmen. Der Export ging weiter. So lieferte man noch 1944 große Warenmengen in die Schweiz an die Schokoladenfirma „Lindt und Sprüngli“.
Weitsichtig die Zeichen der Zeit erkennend stellte Georg Kirsche noch während des Krieges sein Sortiment auf Gebrauchsgegenstände um. Dies hat sicher dazu beigetragen, dass die Firma Hetze im Jahr 1946 der umsatzstärkste Betrieb des gesamten Kreises Freiberg war.
Nach dem Krieg beschränkte sich der Außenhandel der Firma auf die Nachbarstaaten Schweden und Dänemark. Albrecht Kirsche berichtet über diese Zeit: „Der Export kam trotz verhältnismäßig guter Nachfrage nur schwer in Gang. Mit der Währungsreform 1948 brach auch der Westteil Deutschlands als Markt ab. Die letzten Lieferungen ins Ausland fanden 1950 statt. Die Leipziger Messe wurde trotzdem weiterhin besucht.“ (KIRSCHE 1994). Aber ab 1956 durfte die Firma nicht mehr im traditionellen Messehaus „Petershof“ ausstellen. Da der Betrieb, um geschäftlich zu überleben, auf der Leipziger Messe präsent sein musste, mietete die Firma bis 1967 private Wohnungen, in denen die Kollektionen ausgestellt wurden. Da hatte bereits die nächste Generation die Führung des Unternehmens übernommen. Tochter Edith übernahm das Textilgeschäft. Die anderen Geschwister arbeiteten unter Rudi Kirsches Führung im Verlag.
Rudi Kirsche (1916 – 2009) erhielt sowohl seine kaufmännische Ausbildung wie auch die Ausbildung zum Drechsler in der Fachschule Seiffen. Im Jahre 1948 heiratete er seine Frau Gerda ( geb. Menzer). Sohn Thomas wurde 1950 und Sohn Albrecht 1953 geboren.
Da die Firma seit 1952 keine Exportgeschäfte mehr tätigen durfte, konzentrierte sich nun die Arbeit auf das Gebiet der DDR. In den Nordbezirken arbeitete ein Vertreter für Max Hetze. Rudis Sohn Albrecht berichtet: „Von 1968 bis 1972 reiste er jährlich mehrere Wochen mit anderen Ausstellern in Städte der DDR, so nach Magdeburg, Berlin und Rostock. 1972 wurden einige dieser Aussteller enteignet, und auch diese Verkaufsreisen konnten nicht mehr durchgeführt werden. Die größten Kunden waren in dieser Zeit die CENTRUM-Warenhäuser und natürlich viele kleinere Geschäfte aller Eigentumsformen in Ostdeutschland. Zu Zeiten der DDR war es sehr schwer, einen privaten Betrieb dieser Art zu halten. Nur dem kaufmännischen Geschick von Rudi Kirsche und dem guten Ruf der Firma ist es zu danken, dass sie diese Zeit überstand, denn ständig wurden neue Hindernisse aufgebaut. Sie war in den siebziger Jahren das einzige private Geschäft der DDR, das sowohl Einzelhandel und auch Großhandel in sich vereinte.“ (KIRSCHE 1994).
Es wurde festgelegt, dass das private Großhandelsgeschäft (zwischen Verlag und Großhandel wurde nicht unterschieden) auf keinen Fall vererbt werden durfte. Und weiter Albrecht Kirsche: „Die Steuer nahm 90 % des Reingewinnes. Die Hersteller durften anfangs nur 10 %, später gar nichts mehr frei verkaufen, da Seiffener Erzeugnisse für den Staat Devisen brachten. Obwohl sich einige Hersteller über dieses Verbot hinwegsetzten, wurde die Anzahl der Artikel immer geringer. Rudi Kirsche holte verstärkt Waren aus anderen Gegenden, z.B. gute Schnitzereien aus der Rhön, wo man die Firma „Max Hetze“ noch von früher her kannte. Unter diesen Artikeln waren auch zunehmend weniger gute – Reiseandenken aus Plaste etc. Aber die Firma mußte weiter existieren. Um 1975 fuhr Rudi Kirsche in eine Metallfirma nach Beierfeld/Erzgebirge. Hier machte er der Betriebsleitung den Vorschlag, sie solle Schwibbögen aus Metall herstellen, die er vertreiben werde. Dieses Vorhaben wurde ein großer Erfolg. Lastzugweise wurden die Schwibbögen angeliefert und von Seiffen aus verschickt“. (KIRSCHE 1994).
Da wie oben erwähnt, der Großhandel nicht vererbbar war, musste Rudi Kirsche diesen, auch wenn nur in sehr bescheidenem Umfang weiterführen. Er belieferte Tombolas für Betriebsfeiern, wo dann ein Nußknacker oder eine Pyramide der Hauptpreis war. Trotz allem blieb er bei der Suche nach neuen Artikeln unermüdlich. Erst im Frühjahr 1989 gab er aus Altersgründen seinen Gewerbeschein ab. Damit wurde die Firma Max Hetze zu dem erzgebirgischen Verlag, der am längsten überlebte!
Allerdings übergab er im Jahre 1981 das Einzelhandelsgeschäft an die Frau seines Sohnes Thomas, Bärbel Kirsche, geb. Maiwald (*1950). Über Ihre Schwierigkeiten schreibt ihr Schwager Albrecht Kirsche: „Wollte sie z.B. ein paar Räuchermänner für das Geschäft kaufen, die der Nachbar herstellte, mußte sie nach Crimmitschau (ca. 100 km Entfernung) fahren, weil sich hier die „GHG“ (Großhandelsgenossenschaft) befand. Die Räuchermänner wurden vom Nachbarn nach Crimmitschau transportiert, dort wurden sie gekauft und gingen dann wieder mit dem LKW nach Seiffen zurück“. (KIRSCHE 1994).
Kaum hatte Rudi Kirsche seinen Handel geschlossen, kam der politische Umbruch und damit wuchs auch hier die Hoffnung auf einen Neubeginn: Thomas Kirsche richtete die Firma unter dem Namen „Max Hetze – Spielzeugland Seiffen“ wieder ein. Zum 125jährigen Jubiläum der Firma wurde 1991 im alten Verlagshaus an der Hauptstraße 40 ein Privatmuseum eröffnet. Dort wurden hunderte von Exponaten aus Seiffener Produktion der letzten 100 Jahre gezeigt, die sich in den alten Beständen des Verlages erhalten hatten.
Ein dauerhafter Bestand war weder Firma noch Museum beschieden. Bis zum Ruhestand wurde der Einzelhandel fortgeführt – ein Geheimtipp für Liebhaber traditioneller erzgebirgischer Spielzeuge. Inzwischen ist auch das Vergangenheit.
Vieles aus dem musealen Bestand stellten Bärbel und Thomas Kirsche dem Landschloß Pirna – Zuschendorf für die Weihnachtsausstellung 2018 zur Verfügung. So können die Gäste dieser Schau die vielen herrlichen und einmaligen Dinge sehen, sich daran erfreuen und einen kleinen Blick in das Leben von fünf Generationen dieser erfolgreichen Verlegerfamilie werfen.
Schaut man zusammenfassend auf die Verlagsgeschichte Seiffens, so gebührt Johann Friedrich Hiemann der Ruhm, der erste gewesen zu sein. Er besuchte 1690 (oder 1699) mit dem Schiebbock und tagelangen Fußmarsch die Leipziger Messe. Christian Friedrich Hiemann führte in seinen Preislisten 1000 Positionen und exportierte bereits in viele Länder. Dieser Verlag bestand nur bis etwa 1870. Der 1880 von August Ferdinand Langer und vom Sohn Heinrich Emil Langer ab 1903 fortgeführte Verlag führte 1905 eine völlig neue Warengruppe, die Miniaturfahrzeuge und später um 1914 die Miniaturen in der Zündholzschachtel ein. Der Verlag existierte bis 1962. Die Firma Max Hetze war wohl nicht zuletzt durch kaufmännisches Geschick und ständigen Neuerungen das wirtschaftlich erfolgreichste Unternehmen mit dem längsten Durchhaltevermögen auch im widrigen politischen Umfeld. Ebenso wie Langer spielte die Firma Hetze eine entscheidente Rolle bei der Umstellung auf Miniaturen. Mit ihr endeten nach 300 Jahren ein Unternehmeszweig der den erzgebirgischen Spielzeug die Tore zur Welt öffnete.
Quellen:
KIRSCHE, Albrecht (1994): Aus der Geschichte eines Seiffener Spielzeugverlages, Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V, 4/1994, S. 17-23.
KIRSCHE, Bärbel und Thomas (o.A.): 125 Jahre Max Hetze Seiffen – Spielzeugland, Vorwort zum Nachdruck: Hetze, Max: Musterblätter über Miniatur-Spielwaren, 1930.
KIRSCHE, Bärbel und Thomas (2016 – 2018) Mündliche Mitteilungen.
Wir danken Bärbel und Thomas Kirsche für die umfangreiche Bereitstellung von Materialien des Verlages Max Hetze, wie Fotos, Dokumente, Betriebsunterlagen, Waren und Inventar.