Suche
Suche Menü

Wiederaufbau

Jeder Wiederaufbau ist ein Akt der Zerstörung. Es ist die Romantik des Verfalls, die unwiederbringlich verloren geht und doch nicht zu erhalten wäre. Der Dresdner Fotografiker Ulrich Lindner hat dies in einigen Werken auf wunderbare Weise von unserem Zuschendorfer Schloss festgehalten. Oftmals sind es Farben auf lockerem Putz oder über einer zerstörten Konstruktion.

Jedem Anfang wohnt ein Ende inne

Da gab es ein Eckzimmer im Mansard mit Blick zur Kirche, in den Garten und darüber hinweg in die weite Landschaft. Die Ecke war ein stumpfer Winkel und gab dem Raum eine besondere Dimension; die Wände waren mit einem unglaublichen Blau gestrichen … Die Fachwerkkonstruktion der Wände und das Holz der Decken waren restlos vom Hausschwamm zerstört.

Da gab es im Wehrgang ein eingebautes Bad und am oberen Rand eine Teichrosenmalerei im Jugendstil – nur der Putz war nicht zu halten. Im Salon hing die Decke herab, der Hausschwamm wuchs und sie war völlig durchfeuchtet. Die spätsempersche reiche Ausmalung blätterte ab.

Die Natur holte sich das Schloss langsam zurück. An den Fassaden wuchsen Farne und Sonnenblumen; der wilde Wein wucherte zu den Fenstern hinein. Moospolster leuchteten in samtigem Grün. Auf dem Gemäuer wuchsen stattliche Birken und Weiden. Nur eine Linde auf der Remisenmauer konnte überleben, weil sie ein Bonsai wurde. Im Schloss wohnten unzählige Schwalben. Auch sie haben wir schrittweise vertrieben.

Die Veränderung nimmt ihren Lauf

Alles ist in stetiger Veränderung, so gern man manches auch festhalten möchte. Aber wir wollen zurückgehen, zum Beginn der achtziger Jahre. Die beiden anderen der drei ländlichen Schlösser Pirnas wurden zu Wohn- und zum Teil auch für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Sie waren dadurch relativ gesichert, aber die Umbauten kosteten viel historische Substanz.

Das ungeliebte und vergessene Zuschendorfer Schloss verfiel, aber behielt seine Ursprünglichkeit. Wenn man es betrat, war es fast gespenstig. Die Türen knarrten, Fenster schlugen an, der Regen tropfte durchs Haus. Eine alte Dame mit Hund bewohnte unter unglaublichen Bedingungen noch einige Räume im Obergeschoss.

Da träumte ein junger Mann und zukünftiger Architekt, man könnte ein Ferienheim daraus machen. Und ein junger Gärtner dachte, dass aus dem Park ein „Botanischer Garten“ werden könnte. Dem Wunsch schloss sich ein Weg durch die Institutionen des Rates des Kreises an: „Das ist eine gute Sache, aber wir sind dafür nicht zuständig. Gehen Sie bitte zu…“ So hörten sie es in allen Amtsstuben, bis sie wieder am Anfang waren.

Wiederum vergingen einige Jahre des Verfalls, bis die Mitarbeiter der Pirnaer Forschungsstelle Bonsai zum Rat der Stadt bestellt wurden. Ein Mitarbeiter der Stadtplanungskommission, Herr Schiegel, teilte mit, es gäbe keine „Betriebsgenehmigung“, wir würden der „sozialistischen Landwirtschaft“ Arbeitskräfte entziehen. Außerdem wäre auf unserem Grundstück eine Straßenerweiterung vorgesehen. Auf die Frage: „Was wird aus dem Zuschendorfer Schloss?“ erhielten wir die bezeichnende Antwort: „Abreißen dürfen wir es nicht (Denkmalschutz – d.R.), aber die Zeit arbeitet für uns“.

Später gab es dann ein Treffen bei der Kreisplankommission des Rates des Kreises unter Teilnahme von Dr. Gerhard Glaser vom damaligen Institut für Denkmalpflege. Später, als sächsischer Landeskonservator, erzählte er, dass er bei der Einladung zu diesem Treffen damit rechnete, dass er nun die endgültige Genehmigung zum Abriss geben solle. Stattdessen saßen ein Gärtner und sein Chef da, um das Schloss wieder aufzubauen. Da stellte er, als Zeichen der Hoffnung, den Bauzustand besser dar, als er war.

Beginn des Wiederaufbaus Ende der 80er Jahre

Nachdem unser langjähriger Architekt und Gestalter Volker Berthold nun sagte: „Jetzt machen wir endlich mal was Richtiges; Schluss mit Bonsai in der Hutzenstube“ (gemeint war die bisherige Forschungsstelle Bonsai in Pirna), packten wir es also an. Am 01.08.1988 ging der Park in das Eigentum des VEG Saatzucht Zierpflanzen Dresden über; zwei Monate später folgte das Schloss. Die erste Besichtigung im Schloss war ernüchternd: Von der Vorhalle aus konnte man durch alle sechs Geschosse hindurch die Sterne sehen, riesige Fruchtkörper des Hausschwamms hingen am Gemäuer. Stützgerüste bewahrten verfaulte Balken vor dem völligen Zusammenbruch.

Zuerst wurden leere Fensterhöhlen mit Folie zugespannt und versucht, die Dächer notdürftig abzudichten. Der Architekt durfte nicht frei arbeiten, so entstanden die ersten Zeichnungen als „Graphische Blätter“. Ab 01.01.1989 stellten wir die ersten Arbeitskräfte ein. Gemeinsam mit einer „Feierabendbrigade“ begannen nun erste Arbeiten in Schloss und Park.

Unter anderem wurden die Deckenbalken in der Vorhalle an den Enden abgeschnitten und so verschoben, dass sie die Raumbreite wieder überspannten. Einige mussten ausgewechselt werden. Später hat uns der Hausschwamm einige davon wieder zerfressen. Auch wenn wir das Schloss als „leerstehend“ gekauft hatten, war es von unten bis zur Dachspitze ausgefüllt. Besonders einprägsam war im Mansard ein Raum vollgestopft mit alten eisernen Bettgestellen und hunderten von Schuhen. Es mussten Unmengen von Schutt beräumt werden.

Auch die Kirche war in Gefahr. Im Landeskirchenamt rechnete man mit dem Abriss des gesamten Ensembles. Es gab im September 1989 Beratungen mit Herrn Kirchenamtsrat Heitmann, dem späteren sächsischen Justizminister, bei denen unsere Gärtnerei Unterstützung zum Erhalt der Kirche zusagte. So konnte im Ergebnis gemeinsamer Arbeit das Äußere der Kirche zuerst wieder hergestellt werden. Parallel zu Sicherungsarbeiten und Projektierung begann die Materialsuche. Die Zuschendorfer Mannschaft fällte im Wald Bäume, schälte diese mühsam von Hand, damit ein Gerüst entstehen konnte – ein Anbindegerüst, welches nach dem politischen Umbruch nicht mehr den Gesetzen entsprach, aber dennoch genutzt wurde.

Ein großes Problem war die Beschaffung von Dachziegeln. Die vorhandenen waren von hervorragender Qualität, jedoch durch einen nicht lösbaren Mörtel verbunden. Ein Umdecken des Daches war so nicht möglich. Biberschwänze waren nicht beschaffbar. In Langburkersdorf fanden wir einen Betrieb, der bereit war, ein Werkzeug zu bauen, um die Betonsteine mit biberähnlichen Kerbbögen zu formen. Das benötigte Material zum Einfärben entsprach wohl dem gesamten DDR-Kontingent eines Jahres. Als endlich die ersten 50 Probesteine geliefert wurden, kam der politische Umbruch.

Während vor diesem Ereignis die finanziellen Mittel vorhanden waren, aber das Material und die Handwerker nur mit allerhöchstem Aufwand gewonnen werden konnten, war es jetzt umgekehrt.

Ein unendliches Kapitel der Umbrüche und Neuorientierungen folgte, welches hier nur kurz angerissen werden soll. Die volkseigene Gärtnerei wurde durch die Treuhandanstalt liquidiert. Wir baten die Stadt Pirna um Übernahme, wovon sich Bürgermeister und Kulturdezernent auch nicht abgeneigt zeigten. Zwischenzeitlich sollte ein Verein gegründet werden, um die Mitarbeiter über ABM anstellen zu können. Wichtiger als der Schlossbau war ja in dieser Zeit des wechselnden Glückes die Sicherung der täglichen Pflege unserer Pflanzen. So gründeten wir am 18. März 1991 unseren „Förderverein Landschloss Pirna-Zuschendorf e.V.“ in der hiesigen Kirche.

Umbruchzeit und 90er Jahre

Mit anfangs 21 ABM-Stellen, Handwerkern und Gärtnern, waren wir schlagkräftig und konnten die Zukunft anpacken. Dass die Stadt später von einer engeren Zusammenarbeit absah, lag sicher zum Teil an den handelnden Personen, aber auch an der Verkennung der tatsächlichen Möglichkeiten in der Nachwendezeit. Der neugegründete Verein kaufte nun – eigentlich zum zweiten Mal – am 18.02.1992 das Anwesen von der Treuhandgesellschaft. Bis zur Eintragung ins Grundbuch am 08.12.1998 vergingen somit fast sieben Jahre.

Die Bauarbeiten am Schloss mussten nie unterbrochen werden. Zum Vorteil gereichte uns der Beginn der Baumaßnahmen in der Vorwendezeit und die schon genehmigten Planungen. So konnten wir die Hände weit aufhalten, als nach dem politischen Umbruch Gelder großzügig und unkompliziert ausgereicht wurden. Finanzielle Mittel für die Jahre 1991/92 kamen von Bund, Land, Landkreis, der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und über ein Darlehen des Arbeitsamtes.

Zuerst musste der in der Nachkriegszeit abgerissene Teil des barocken Flügels bergseitig wieder geschlossen und das darüber liegende Dach saniert werden. Nach dem Vorbild eines alten Stiches wurde eine Lösung entwickelt, bei der die Fassade des Flügels 7 Fensterachsen erhalten würde. Auch das Dach sollte seine beiden Gaupenreihen und die barocken Zierschornsteine zurückerhalten. Es kam jedoch alles viel schlimmer als erwartet. Gutachten ergaben, dass durch den jahrzehntelang offenen Giebel und das desolate Dach die gesamten Innenwände (Fachwerk), die Decken und die Dachkonstruktion durch Fäulnis und Hausschwamm so zerstört waren, dass nur ein Rückbau in Frage kam. Selbst die Gewölbe des Erdgeschosses mussten freigegraben und stabilisiert werden.

Nach der Sicherung des erdgeschossig noch vorhandenen Wehrturmes wurde der neue Giebel aufgeführt. Da auf Grund der entfernten Holzkonstruktionen ohnehin keine Innenwände mehr vorhanden waren, entstanden im 1. Stock und im Mansard jeweils ein Saal. Zwischen den Geschossen wurde eine massive Stahl-Beton-Decke für große Verkehrslasten eingebaut. Anschließend erfolgte durch die traditionsreiche Zimmererfirma „Baumeister Hermann Ullrich“ der Aufbau des neuen Dachstuhles. Für die Dachziegel wurde speziell in Laufen die Form für einen sächsischen Biber mit dunkler Einfärbung entwickelt und als Doppeldeckung aufgebracht.

Das Geld reichte auch für Eichenfenster mit historischen Beschlägen, für Sandsteingewände, barocke Schornsteine und selbst noch für die an der Spitze vergoldeten Blitzfangstangen. Ende 1991 war der parkseitige Flügel in seinem Bestand gerettet und damit gut 1,8 Millionen DM verbaut. Das war aber der kleinere Flügel. Es blieben der Verbindungsbau dazwischen und der große Renaissance- oder Nordflügel mit seinem herrlichen, nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgebauten Dachstuhl, den wir unbedingt erhalten wollten. Nach der Freilegung zeigte sich, dass kein einziger Balkenkopf in der Decke zwischen Ober- und Mansardgeschoss in Ordnung war. Normalerweise hätte der stolze, zwei Mansard- und zwei Dachgeschosse umfassende Dachstuhl längst zusammenbrechen müssen. Zum Glück überspannten die Deckenbalken aber die gesamte Schlossbreite und lagerten so auf der starken Wand zwischen Wehrgang und den Zimmern.

In den Jahren 1992 bis 1994 wurden die Mauerkrone saniert, die gesamten Deckenbalken und Sparrenfußpunkte angeschuht und das Dach des großen Flügels und des Verbindungsbaus gedeckt. Auch mussten Verankerungen und Verpressungen talseitig am Nordgiebel durchgeführt werden, da dort die gesamte Gebäudedecke abzustürzen drohte. Der genannte Giebel erhielt eine gründliche Rissesanierung und neuen Außenputz. Im Mansard und im Giebel wurden die Sandsteingewände restauriert oder erneuert sowie wiederum Eichenfenster nach historischem Vorbild eingebaut.

Zu den Geldern von Land und Landkreis gesellten sich glücklicherweise Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Dussmann-Stiftung, so dass 1992 bis 1994 etwa 2,1 Millionen DM verbaut werden konnten. Damit war eigentlich das Vereinsziel „Sicherung des Denkmals“ erreicht. Die gleichen Geldgeber unterstützten uns weiter, so dass Rissesanierung, Putz und Anstrich des parkseitigen Flügels inklusive Sanierung der hofseitigen Terrasse sowie einer Seite des Kirchenübergangs (für insgesamt 280 Tausend DM) erfolgen konnten.

Zu unserem Glück fanden wir auf dem Putz noch reichlich Farbspuren. Nach der untersten Schicht, die wohl aus der Zeit um 1730 (damaliger Schlossbesitzer war der Churfürstliche Sekretarius Dr. Johann Stöckel) stammen mochte, wurde die barocke illusionistische Malerei hergestellt. Das Erdgeschoss erhielt Nutungen auf lehmig-ockrigem Grund. Das Obergeschoss bekam bei gleicher Rücklage Lisenen und Spiegel im Sandsteinton. Alles wurde mit den entsprechenden Licht- und Schattenkanten versehen.

Im darauffolgenden Jahr folgte dann die hofseitige Fassade einschließlich der dazugehörigen Poller, Ketten und Sandsteinplatten. 1997/98 folgte als letztes die Talseite. Hier war interessant, dass es sich offenbar um eine sehr alte Mauer, aus imposanten Sandsteinblöcken aufgesetzt, handelte. Im Obergeschoss liegt dahinter der ehemalige Wehrgang. Farblich wurde alles so wie beschrieben hergestellt. Abweichend sind nur die von Farbrestaurator Schnall festgestellten Blindfenster. Besonders erfreulich war die Tatsache, dass sich die Farbschichten sowohl hof- wie talseitig genau vermessen ließen. Durch akribische Rekonstruktion entstand ein bewegtes, natürliches Bild. Ob es nun Zufall oder Absicht war, dass fast alle Lisenen und Spiegel maßlich voneinander abwichen, wissen wir nicht.

Im Zeitraum von 1996 bis 1998 wurden insgesamt 540 Tausend DM verbaut. Somit konnte, zehn Jahre nach dem Kauf des Schlosses, die äußere Sanierung glücklich abgeschlossen werden. Etwa 4,7 Millionen DM waren bisher in den Wiederaufbau des Schlosses geflossen. Gelder des Staates, von Stiftungen, des Arbeitsamtes sowie Eigenmittel sind in dieser Summe enthalten. Nicht gerechnet sind die Sicherungsarbeiten vor dem Umbruch und die vielen nichtbezahlten Stunden der Aktiven. Immer, wenn es regnete und Wasser durch das Schloss sickerte, immer wenn irgendwo ein neuer Fruchtkörper des Hausschwamms oder andere Zeichen des Verfalls sich zeigten, hofften wir, dass die Gelder schneller fließen mögen.

Und doch war gerade das langsame Bauen unser Vorteil. Die Gedanken konnten reifen, alles genügend lange bedacht und der besten Lösung zugeführt werden. Nun wollten wir die zweite Stufe, den Innenausbau, angehen. Waren die Gelder für die Denkmalsicherung schon schwer zusammen zu bekommen, wurde die Finanzierung nun erst recht problematisch.

Vor allem aber stand die Frage der Nutzung des Schlosses. Vieles hatten wir nach dem Umbruch versucht: Vom Hotel bis zur Behindertenwerkstatt, vom Museum für ostasiatische Kunst bis zur Tagungsstätte. Nichts davon war finanzierbar. Für kommerzielle Zwecke „rechnet“ sich so ein Schloss nicht, wie es lapidar auf neudeutsch heißt. Kultur ist eher im Abbau begriffen. Die Lösung kam über das Landratsamt unseres Landkreises Sächsische Schweiz. Es gibt einen Kunstbestand, welcher auf einem Boden des Amtes lagert. Finanziert aus Steuermitteln, soll er auch öffentlich präsentiert werden. Dafür wurde ein freier Träger gesucht. Zu diesem Zweck plante anfangs der Kunstverein, sich im Schloss einzumieten. Nachdem dieses Projekt jedoch nicht weiterverfolgt wurde, bewarben wir uns darum. Der Weißeritzkreis besitzt im Dippoldiswalder Schloss die „Osterzgebirgsgalerie“.

Jahrtausendwende

Ein ähnliches Projekt sollte nun thematisch zur Sächsischen Schweiz entstehen. Nachdem nach dem Urteil von Fachleuten die herrschaftlichen Räume des Obergeschosses ideal für diesen Zweck seien, begannen wir mit der Planung. Im Jahre 2000 wollten wir mit dem alten Wehrgang anfangen: Dieser war wichtig für die Erschließung der Räume, gut geeignet zum Präsentieren von Bildern, aber in der technischen Ausstattung weniger anspruchsvoll. Da die Verteidigungsseite talwärts und damit zur sonnigen Seite lag, war die Nutzung des Schlosses immer problematisch. Die eigentlichen Wohnräume befanden sich zwangsweise auf der Hofseite gegenüber und waren lichtarm und kalt. Daher wurde auch später der Wohnteil in den parkseitigen Flügel verlegt und längs des Wehrganges blieben vier repräsentative, festliche Räume verschiedener Größe, der Kernbereich unserer zukünftigen Galerie.

Aus dem gesamten Schloss wurden die noch unversehrten Sandsteinplatten in Ellenmaßen zusammengetragen, von Hand geschliffen und sorgsam wieder zu einem Fußbodenbild zusammengefügt. Die Wände erhielten ihre alten Profile zurück und der Putz wurde erneuert. Die frühbarocken Türen, z.T. aus Eichenholz, wurden sorgsam restauriert. Drei Laternen mit Kerzen- und verstecktem elektrischem Licht sind nahezu der einzige Schmuck des Raumes, abgesehen von einem barocken Holzgeländer und den dazugehörigen sandsteinernen Postamenten, welche ebenfalls restauriert und ergänzt wurden.

Das Geld reichte noch, um in den drei kleineren Räumen (Herren-, Luisen- und Kaminzimmer) einige grundhafte Arbeiten durchzuführen: Sanierung der Fußbodenbalken, Putz- und Profilerneuerung, z.T. der Anstrich. Im Herrenzimmer entdeckten wir dabei interessante, z.T. figürliche Malereinen, die aber vorerst nicht restauriert werden können. Der vierte und größte Raum, der Salon, muss vorerst warten. Hier sind umfangreiche restauratorische Arbeiten vonnöten. Insgesamt wurden 147 Tausend DM verbaut.

Neben Geldern des Landkreises, des Arbeitsamtes und der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ kam nun der größte Anteil vom Kulturraum Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, gebunden an die entsprechende zukünftige Nutzung.

Unser nächster Bauabschnitt, der Einbau eines Aufzuges (2001) und einer Behindertentoilette (2002) war schnell realisiert, bedurfte aber langjähriger Planungen. Der große Schlossflügel umfasst insgesamt 6 Etagen, alle nur mit Treppen oder Leitern zu erreichen. Bei unserer geplanten kulturellen Nutzung wären alle gehbehinderten Menschen ausgeschlossen. Eine Lösung bietet ein Aufzug – nur, wie führt man diesen durch ein Denkmal? Im Erdgeschoss gab es nur einen einzigen Raum, der sich nahe des Nordgiebels befindet und ohne wertvolle Gewölbe oder Decken ist. Der frühere Schlossherr hatte dort seinen Kessel für die Zentralheizung eingebaut und aus Brandschutzgründen preußische Kappen eingezogen. Dort mussten nun Aufzug, Toiletten und Verteilerraum untergebracht werden. Um Platz zu sparen, wurde ein Modell gebaut, bei dem sich der Antrieb im Dachgeschoss befindet.

Nun können die festlichen Räume des 1. Stockes, die Mansardräume und die Depots im Dachboden unproblematisch erreicht werden. Möglich wurde der Einbau durch ein Programm des Freistaates zum barrierefreien Bauen, wofür wir von diesem und vom Landratsamt die finanziellen Mittel erhielten. Inklusive des WC-Baus kostete dieser Abschnitt 78 Tausend Euro. Parallel dazu erfolgte in den Jahren 2001/2002 der Innenausbau des Festsaales.

Wie bereits erwähnt, waren die Zwischenwände und Decken dieser Räume im parkseitigen Flügel restlos durch Wasser und Hausschwamm zerstört worden, so dass bei dem 1991 erfolgten Rohbau keine Zimmereinteilung mehr erfolgte. Damit entstand die Dimension des zukünftigen Festsaales: sechs Fensterachsen und eine Achse für den Nebenraum. Ursprünglich waren es drei Wohnräume der Herrschaft mit je zwei Achsen und einem hofseitigen Verbindungsgang. Früher ideal bedacht: Nach beiden Seiten Terrassen (für Sonne und Schatten) und Freitreppen. Letztere fielen dem Abriss nach 1947 zum Opfer.

Parkseitig konnten wir den Zugang inzwischen durch eine Gusstreppe wieder herstellen, die in der ehemaligen Albertkaserne in Dresden geborgen worden war. Dass wir zehn Jahre nach dem fertiggestellten Rohbau an einen Innenausbau denken konnten, war dem glücklichen Umstand zu danken, dass die Sparkasse Freital-Pirna beabsichtigte, mit einer neugegründeten Kulturstiftung ein Sponsor-Projekt zu unterstützen. Die Wände wurden verputzt und Profile ergänzt, die Decke geschlossen und alles entsprechend gestrichen. Die Farbfassung der einzigen erhaltenen Innenwand wurde restauriert und wirkt heute wie ein Bühnenhintergrund.

Die völlig desolaten zweiflügeligen Barocktüren stellte unser Holzgestalter sehr sensibel wieder her. Über einer Fußbodenheizung wurde ein quadratisches Tafelparkett mit Eichenrahmung und Lärchenfüllung (2 Ellen breit) verlegt. Krönung und einziger Schmuck des Raumes sind die Leuchter. Für die Wände schnitzten Restauratoren aus Lindenholz zweiarmige Kerzenleuchter, die anschließend vergoldet wurden. Die Decke ziert ein zwanzigarmiger Kronleuchter aus Messing und Kristallglas. Sichtbar sind nur die echten Kerzen, das elektrische Licht ist versteckt und dimmbar angebracht.

Im Nebenraum konnten wir eine reichverzierte gusseiserne Wendeltreppe zum Mansardgeschoss einbauen, die eine abenteuerliche Geschichte hat. Im Pirnaer Stadtschloss Sonnenstein illegal ausgebaut und in eine Villa nach Wehlen verbracht, forderte sie der Freistaat zurück und sprach sie uns zu.

Mit einem „Grundton D“-Konzert des Deutschlandfunks (bereits dem dritten im Zuschendorfer Schloss) konnte der Festsaal am 8. Juni 2002 feierlich eröffnet werden. Gekostet haben die Arbeiten insgesamt 168 Tausend Euro, wobei uns neben der Kulturstiftung der Sparkasse auch das Land Sachsen und die „Gudrun-Ladek-Stiftung“ unterstützten.

Somit wäre mit dem Festsaal der erste Raum des Schlosses richtig nutzbar. Als Galerie in erster Linie für die Präsentation von Kunstausstellungen gedacht, sind ebenso Konzerte, Tagungen oder Bälle denkbar. Dem entgegen stehen noch Sicherheitsfragen wie Brandschutz oder Fluchtwege; auch technische Probleme wie Toiletten und Heizung. Es sind all die Dinge, die der Besucher nicht bemerkt, die jedoch eine Menge Geld kosten. Ab Mitte 2002 bestimmten sie die Arbeiten im Schloss. Denkmalfördermittel sind für derart technische Dinge nicht zu bekommen. Zu Hilfe kam uns das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, welches uns in das Bundesprogramm „Kultur in den neuen Ländern“ einbezog.

Gemeinsam mit Geldern des Kulturraumes, des Landkreises, des Arbeitsamtes und Eigenmitteln wurde der Finanzplan rund. 2002 bauten wir zuerst ein Kesselhaus in den alten Wagenremisen. Ein Brennwertkessel auf Erdgasbasis erzeugt nun die Wärme, die über eine unterirdische Trasse in den Verteilerraum des Schlosses befördert wird. Von dort verlaufen Steigleitungen in die oberen Etagen bzw. Erdtrassen entlang des Forellenbeckenraumes und der Eingangshalle bis zu einem talseitig liegenden ehemaligen Eckturm. Die Stahlrohre in den Trassen sind in Bitumen eingegossen. Vom ehemaligen Eckturm aus, bei früheren Schlossbesitzern zum Toilettenturm umfunktioniert, wird heute der parkseitige Flügel mit dem Festsaal mit Wärme versorgt.

Hauptarbeit des Jahres 2003 waren zwei Treppenanlagen (1. und 2. Fluchtweg), die Ober- und Mansardgeschoss miteinander verbinden. Bei den Abrissen in der Nachkriegszeit waren auch sie nicht verschont geblieben. Die Haupttreppe entsteht im Vestibül (Verbindungsbau der Schlossflügel) als Stahlkonstruktion mit massiven Eichenholzstufen. Die zweite ersetzt am Nordgiebel die ehemalige, schon lange vor unserer Zeit zusammengebrochene Gesindetreppe. Diese führte in einen ganz schmalen, dem Giebel vorgeblendeten Raum nach oben, dem man nachsagte, dass dort der Schlossgeist, die „Weiße Frau“ wohnen würde. Aber schon Xaver von Lentz nutzte diesen Raum als Dunkelkammer für seine fotografische Leidenschaft.

Die Treppe im Vestibül, wie auch der damit verbundene Einbau der Zwischendecke, stellten eine echte Herausforderung dar und sollten uns bis Anfang 2006 beschäftigen. Als erstes mußte die quirlartige Dachkonstruktion des Verbindungsbaues so abgestützt werden, daß genügend Baufreiheit vorhanden war. Dazu mußten vier starke Holzbalken über 2 Etagen senkrecht aufgestellt werden. Nun konnten restliche Fachwerkteile und Reste der alten Holzdecke entfernt werden. Diese hing ohnehin nur noch auf Teilen der unteren Fachwerkzwischenwände. Alle Balkenköpfe waren restlos durch Feuchtigkeit zerstört. Nunmehr wurden Stahlträger für Treppe und Zwischendecke eingebaut.

Ursprünglich sollte nach Plänen des Architekten Volker Berthold die Art der Treppe von der Halle am Wehrgang aufgenommen werden. Diese „Vortäuschung“, als wäre es immer so gewesen, wurde jedoch von der Landesdenkmalpflege abgelehnt. Vielmehr sollte der Neubau als solcher erkennbar sein. So wurden nun auf die Stahlunterkonstruktion Vollholz-Eichenstufen barock profiliert aufgelegt.

Handgeschmiedete Geländerstäbe stützen ein Glasgeländer, welches mit einem eichenholzprofilierten Handlauf abschließt. Im Jahre 2005 wurden dann die Stahlträger ebenfalls mit Eichenholz verkleidet, so daß ein harmonisches und den Brandschutzanforderungen entsprechendes Ganzes entstand. Die Zwischendecke erhielt eine Fußbodenheizung sowie einen Belag mit Eichenholzdielen. Das Besondere daran ist der konische Zuschnitt der Bretter, um eine Anpassung an die Raumform zu erreichen. Mit diesen Maßnahmen war zwar die die Statik des Raumes gesichert und ein gefahrloser Gang zwischen Festsaal und Wehrgang möglich, jedoch wartete im Verbindungsbau noch sehr viel Arbeit.

Glücklicherweise war nach langem Hin und Her verbunden mit einem ungeheuren Aufwand nun die Möglichkeit der Interreg IIIA-Finanzierung gegeben. Im Vorfeld gab es langjährige Einreichungen von Vorhabensbeschreibungen und Kostenermittlungen einschließlich ständiger Überarbeitungen auf Grund der stetig fortschreitenden Zeit. Glühende Befürwortung wechselte ständig mit strikten Ablehnungen. Ein undurchschaubares System von Ämtern und Institutionen beschäftigte sich mit unserem Anliegen. Am Ende stand der Zuwendungsbescheid für 3 Jahre Bauzeit mit je 100.000 € Bausumme. Diese ist zu 65 % durch das EU-Programm Interreg IIIA und zu 25 % durch den Kulturraum Sächsische Schweiz/Osterzgebirge gedeckt. Den Rest finanziert der Landkreis Sächsische Schweiz bzw. wird aus Eigenmitteln des Vereins bestritten, die zum großen Teil über Spenden gewonnen wurden.

Gegenüber allen bisherigen Baumaßnahmen gab es nun eine neue Herausforderung, da der Anteil der EU-Gelder durch den Verein vorfinanziert werden muß. Ein Fakt, der uns im Vorfeld nicht bekannt war und für einen kleinen Verein wie den unsrigen eine harte Nuß darstellt. Im ersten Jahr war das Regierungspräsidium Dresden für die Auszahlung zuständig. Probleme konnten im persönlichen Kontakt schnell ausgeräumt werden und die Begleichung eingereichter Rechnungen erfolgte promt.

Ab 2005 ist nun die Sächsische Aufbaubank für die Auszahlung zuständig. Es folgte eine Reihe neuer Formalien und die Finanzierung beschied uns viele schlaflose Nächte. Grund dafür ist der beträchtliche Zeitraum zwischen der Vorlage bezahlter Rechnungen und der Überweisung des Förderanteils. Als Verein weiß man einfach nicht, wie man diese Zeit überbrücken soll. Vermutlich würden wir keine Kredite erhalten; Zinsen könnten ohnehin nicht finanziert werden. Trotz allem sind wir natürlich glücklich über die beträchtlichen Bausummen.

Nicht missen möchten wir auch die Partnerschaft mit unserem tschechischen Kooperationspartner. Der Bürgerverein Bilka unter Vorsitz des Architekten Ivan Nosek ist eine wirklich sympathische Entdeckung für uns. Bilka liegt am Fuße des Milesovka, der größten Erhebung des Böhmischen Mittelgebirges. Ein Berg, den bereits Humboldt bestiegen hat. Der Bürgerverein baute die von den Kommunisten zerstörte Kapelle zu Ehren des Heiligen Wenzel mitten auf dem Dorfanger als künstlerisch ansprechende moderne Lösung wieder auf. Drei Wege zum Dorf hin sind mit großen Sandsteinskulpturen tschechischer und deutscher Künstler gesäumt. Ein Höhepunkt unseres gemeinsamen Tuns wird die 2006 stattfindende Kunstausstellung „Arkadia“ gemeinsam mit der Galerie für Moderne Kunst in Roudnice n.L. sein.

2000er Jahre

Nun aber zurück zum Bau: Besonders wichtig und gleichzeitig auch Teil des behindertengerechten Ausbaus ist die Begehbarkeit des Schlosses. Die Parkettböden waren weitestgehend zerstört oder gestohlen, die Holzdielung verfault und die Sandsteinböden durch Holz hacken o.ä. zerbrochen. In den vergangenen Jahren hatten wir bereits alle sandsteinernen Platten aufgenommen und die verwertbaren im Wehrgang konzentriert. In den Jahren 2004 und 2005 wurden neue Plattenbelege streng nach sächsischen Ellenmaßen gefertigt und im Vestibül, in der Halle, im Schloßgewölbe und im Forellengang verlegt. Dabei bot es sich natürlich an, überall eine Fußbodenheizung einzubauen, so daß unschöne Heizkörper an den Wänden entfallen.

2005 war auch das Jahr der Parkettböden. Im Herren- und Luisenzimmer wurden vorhandene restauriert und ergänzt. Das Kaminzimmer erhielt nach Vorbild des Festsaales eichenumrahmte Lärchentafeln mit darunter liegender Fußbodenheizung. Für den Salon des Schlosses (Alter Saal im Nordflügel) wurden ähnliche Parketttafeln gefertigt und sollen 2006 verlegt werden. Einen wesentlichen Teil der Arbeiten der Jahre 2004 und 2005 nahmen die Türen des ersten Obergeschosses ein. Historische Barocktüren sind keine Brandschutztüren. Kompromisse waren nicht zu erreichen. Trotzdem ist es uns gelungen, alle originalen Türen, sensibel durch Georg Brückner restauriert, an möglichen Stellen wieder einzubauen. Die notwendigen Brandschutztüren wurden barock andekoriert, so daß die Veränderung wohl nur Fachleuten auffallen dürfte.

All diese Arbeiten kosteten sehr viel Geld, Überlegung und Arbeit, werden vom Publikum jedoch als selbstverständlich wahrgenommen. Ein richtig sichtbares Ergebnis der Arbeiten von 2005 ist die „Fast“-Fertigstellung des Verbindungsbaues der Schloßflügel (auch Vestibül oder Quirl genannt). Von der Treppe wurde oben bereits ausführlich geschrieben. Ein weiteres, alle Etagen verbindendes Element, ist der alte Renaissancegiebel. Der nördliche, auch Renaissancegiebel oder Pallas (Wohnteil der Burg) genannt, war ja ein nahezu freistehendes Gebäude. Dort, wo sich seit 1553 der Gartenflügel befindet, lagen Wehranlagen, d.h. Brustwehr, Wehrturm und Burghof, welche z.T. noch heute ins Schloß integriert sind. Der genannte Giebel blieb als solcher immer erhalten, weil einfach nur die Fenster zugemauert wurden. Beidseitig befanden sich in späteren Jahren Zimmer, so daß er nicht mehr erlebbar war.

Die ehemalige Außenseite ist nun wieder freigelegt. Die Sandsteingewände wurden restauriert und ergänzt, der Putz restauriert sowie Fenster mit handgefertigten Bleiverglasungen eingebaut. Profile und Gesimse waren fast vollständig erhalten, so daß die fein abgestimmten und z.T. lasierten Farben das Ganze vervollständigen. Durch das große Treppenauge ist der Giebel vom Vestibül aus gut zu sehen. Die quirlartige Holzkonstruktion wurde gesäubert und gebürstet. Damit sind auf zwei Etagen Ausstellungsräume für die Galerie entstanden.

Im Jahre 2006 nahmen der Aufbau eines historischen „Meißner Kaminofens“ im Herrenzimmer und der Bau des dazugehörigen Schornsteins breiten Raum ein. Vorhanden sind vier historische Öfen, als Sonderanfertigungen um 1890 für den Freiherrn Xaver von Lentz in Meißen gebaut. Diese wurden Anfang der siebziger/Mitte der achtziger Jahre durch den VEB (K) Antikhandel abgebaut, um diese in westliche Länder zu verkaufen. Zur Realisierung dieser Absicht kam es nicht. Somit sollen diese, nicht zuletzt wegen der Öl/Gas-Preisentwicklung wieder aufgebaut werden.

Als erstes bauten wir einen braunen Ofen im Herrenzimmer wieder auf, der ursprünglich im Salon stand. Der originale Ofen des Herrenzimmers existiert nicht mehr. Dieser wurde nunmehr mit einem modernen Holzfeuerungssystem versehen. Problematisch war die Herstellung der Standfestigkeit, da ein recht dünnwandiges Gewölbe darunter liegt. Auch das Zusammenfinden der richtigen Kacheln war nicht ohne Aufwand. Günstig wirkte sich aus, daß wir den Ofensetzer, Herrn Siebenhäuser, fanden, der den Ofen damals abgebaut hatte. Kostenerhöhend wirkte die notwendige Restaurierung vieler Kacheln, die zu umfangreicher Mehrarbeit führte. Das Ergebnis ist überzeugend und raumprägend.

An kalten Tagen vor dem Ofen zu stehen und in das wärmende Holzfeuer zu schauen ist einfach herrlich. Wie ein Magnet zieht er die Gäste an und fördert Gespräche untereinander. Der dazugehörige Schornstein war unter Dach rückgebaut. Durch Auflagen des Schornsteinfegers war er nicht wie geplant ohne weiteres wieder herzustellen. In die äußere Hülle wurde ein Keramiksystem eingebaut. Dabei wurden in zwei Etagen jeweils zwei Anschlüsse geschaffen, so daß dieser zukünftig die Abgase von 4 Öfen aufnehmen kann. Kompliziert und zusätzlich aufwendig wurde der Teil im Dachbereich, da es galt, Eingriffe in den Dachstuhl (17. Jahrhundert) zu vermeiden und doch den Auflagen des Schornsteinfegers Rechnung zu tragen.

Ein weiterer wichtiger Abschnitt waren die Fertigung und der Einbau von Fenstergittern im Erdgeschoß. Durch frühere Umbauten waren nur noch zwei Gitter vorhanden. Aus denkmalpflegerischen und Sicherheitsgründen mußten diese ergänzt werden. Im Schloßgewölbe wurden Sandsteinplatten verlegt. Zwei große, neugefertigte Platten dienen als schräge Zufahrt für Rollstuhlfahrer. Im Salon wurden die tragenden Balken des Fußbodens verstärkt und ausgeglichen. Darauf wurde Rauhspund aufgebracht. Auf diesen wurde eine Fußbodenheizung verlegt. Darauf wiederum wurden die bereits 2005 gefertigten Parkettplatten verlegt. Im Bereich WC/EG/Forellengang wurden umfangreiche Maurer-, Putz- und Trockenbau- Arbeiten durchgeführt. Die Klempnerinstallationsarbeiten für Damen- und Herren-WC sind ebenso abgeschlossen, wie der Einbau von Türen, Fliesenlegerarbeiten, begleitende Elektro- und Malerarbeiten.

Im Zugangsbereich (Forellenbecken) wurden drei Sandsteingewände nach historischem Vorbild versetzt. Die hintere Tür (behindertengerechter Zugang) erhielt eine normgerechte Schwelle und eine äußere Zuwegung für Rollstuhlfahrer. Die Türen wurden teilweise restauriert. Neue Türen (WC-Türen) erhielten eine barocke Aufdopplung. Ebenfalls wurden im genannten Bereich Heizkörper installiert. Es entstanden zwei Damentoiletten mit Vorraum und Waschgelegenheit sowie zwei Herrentoiletten mit Vorraum und Waschgelegenheit, zusätzlich mit 2 Urinalen. Eine bereits vorhandene Behindertentoilette wird mit dem Gesamtkomplex in Betrieb genommen. Sämtliche Außentüren (3) erhalten Panikschlösser (Fluchtwegekonzeption). Die neuen Türen erhielten zur Schließanlage passende Zylinder bzw. Drückergarnituren nach historischem Vorbild.

Mit diesen im Jahr 2006 ausgeführten Arbeiten endete die dreijährige Förderung über das EU Interreg IIIa – Programm. Als Ergebnis konnte die Galerie der Sächsich – Böhmischen Schweiz im Mai 2007 eröffnet werden.

Dank der Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden konnten im Jahr 2007 im Salon restauratorische Arbeiten durchgeführt werden, so daß nunmehr der Raum vielfältig nutzbar ist. Gedacht ist u.a. an:

  • Blumen- und Pflanzenausstellungen unserer denkmalgeschützten Zierpflanzensammlungen
  • Kunstausstellungen und Teil der Galerie der Sächsisch-Böhmischen Schweiz
  • Kammerkonzerte, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen
  • Standesamt der Stadt Pirna (Außenstelle)
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Schauen wir doch noch einmal zurück: Der Salon war einst als Teil eines vierräumigen Enfilates der größte und festlichste Raum des Schlosses. Vermutlich beim Wiederaufbau des Schlosses nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden, wurde der Festraum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch einmal gründlich mit Kaminofen und spätsemperscher Deckenmalerei umgebaut. Bei den jagdbesessenen Schloßherren war es das Jagdzimmer, bei anderen der Saal oder Salon. Was wird sich dort im Laufe der Jahrhunderte alles abgespielt haben? Frohe, rauschende Feste, Bälle, Empfänge, mal mehr mal weniger wichtig, mal lustig, mal ernst, mal traurig – wir wissen es nicht.

Zu Weihnachten aber fanden die Bescherung und der große Festschmaus dort statt. Freiherr Xaver von Lentz hat Anfang des 20. Jahrhunderts die Schloßräume fotografiert. Zwei Bilder vom Salon erhielten wir von seiner Enkelin Erika Guderian. An den Wänden hingen die Porträts der Ahnen, auch der große Kronleuchter, Ofen, Möbel und Teppiche sind sichtbar. Vierzig Jahre später war die Pracht vorbei. Das Schloß wurde russische Kommandantur (Versorgungsgut der Roten Armee), der Salon dabei zum Gefängnis: Türen und Fenster waren nun vergittert. Eine der Supraporten wurde dabei vernichtet, das Inventar geraubt oder zerstört.

In späteren Jahrzehnten verschwand das Parkett. Der Ofen wurde durch den VEB (K) Antikhandel Pirna demontiert und sollte gen Westen verkauft werden. Heute steht er im Herrenzimmer. Als wir 1987 das Schloß betraten, konnten wir in der Halle stehend die Sterne sehen. Genau über der Halle liegt der Salon. Jahrelang hatte eindringendes Wasser Decken und Fußböden zerstört. Ein notdürftiges Holzgerüst stützte die Deckenbalken vor dem völligen Zusammenbruch.

Zwischen 1989 und 2006 konnten folgend beschriebene Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt werden: Begonnen wurde unter Leitung unseres damaligen Technischen Leiters, Joachim Walla, mit einer, wie zu DDR-Zeiten üblicher, Feierabendbrigade mit der Sicherung der Hallendecke und damit des Salonfußbodens. Bei den meisten Balken, die einst die gesamte Schloßbreite durchmaßen, konnten die schadhaften „Köpfe“ abgesägt werden, so daß diese durch Nachrücken wieder die Halle überspannten. Durch Abrißbalken einer alten Feldscheune konnten die restlichen ergänzt werden.

Nach einigen Jahren hatte der Hausschwamm, der sich hartnäckig im Gemäuer nahe dem hofseitigen Balkon hielt, schon wieder zwei Balken zerstört. Erst nach Sanierung von Balkon und Dächern war eine endgültige Reparatur sinnvoll. Der Salon wurde nun Baustofflager. An eine Sanierung in absehbarer Zeit war nicht zu denken. In den Jahren ab 1994 konnte dann das Dach des Renaissanceflügels erneuert werden. Die umfangreichste Arbeit war dabei das Anschuhen der Balkenköpfe. Diese Arbeiten erreichten nun auch die Decke des Salons. Diese war an der Fensterfront schon 18 cm nach unten gesunken und die Fruchtkörper des Hausschwamms wucherten üppig. Letztendlich bedeutete das aber auch den Verlust von fast der Hälfte der Deckenmalerei. Die verbliebene Malerei wehrgangseitig war so durchfeuchtet, daß sie nach Trocknung abzublättern begann.

Mit der Restaurierung der hofseitigen Fassade verschwanden die Gefängnisgitter, auch Fenster und Sandsteingewände kamen in Ordnung. Mit der Sanierung des Wehrganges konnte nun auch wieder das Türgitter durch eine barocke Tür ersetzt werden. Nun kamen die statischen Probleme. Eine öffentliche Nutzung verlangt eine so hohe Deckenbelastung (500 kp/m²), die die starken und sehr dichtliegenden, aber zum Teil bis 9 cm durchhängenden Balken nicht leisten konnten. Ein monströser, heute mit Holz verkleideter, stählerner Unterzug war die Lösung.

In den letzten 2 Jahren gab es nun wieder einen deutlichen Fortschritt. Eine Fußbodenheizung wurde eingebaut und ein Tafelparkett aus Lärche mit Eichenrahmung aufgebracht. Putz-, Stuck- und Elektroarbeiten begannen. Mit Abschluß dieser Arbeiten war der Raum statisch gesichert und im Rohbau wieder hergestellt. All diese vorangegangenen Arbeiten waren notwendig, um in diesem Jahr das Ganze zu krönen, nämlich Malerei, Leuchter und Ofen wiederherzustellen. Für diese restauratorischen Arbeiten sahen wir bis dahin aus finanziellen Gründen für die nächsten Jahre kaum Chancen. Mit der Zuwendung durch die Sparkassenstiftung kam die kaum erhoffte Wende.

Folgende Arbeiten wurden durchgeführt:

1. Holzrestauratorische Arbeiten

Das Schloß verfügt im 1. OG über frühbarocke Türen aus Eiche. Unser auch von der Oberen Denkmalbehörde hochgeschätzter Restaurator, Herr Georg Brückner, restaurierte Türgewände und – begleitung. Dafür standen ihm ausgebaute Teile, z.T. aus anderen Räumen stammend, zur Verfügung. Dies geschah in herausragender Qualität.

2. Stuckarbeiten

Etwa die Hälfte des Deckenstuckes war völlig verloren, der noch vorhandene Stuck schadhaft. Unser Mitarbeiter Robert Marutz fertigte Formen an und stellte dann 18,5 lfd. Meter Stuckprofil, in teils geraden, teils halbrunden Stücken her. Diese wurden dann montiert und verschliffen. Der schadhafte vorhandene Deckenputz wurde saniert

3. Ofen- und Schornsteinbau

Die Last des Ofens konnte nicht auf die Balken des Fußbodens abgeführt werden. Daher wurde die Herstellung einer Stahlträgerkonstruktion, gefertigt durch die Firma Metallbau Pirna GmbH, notwendig. Diese wurde so in die Wände eingemauert , daß sie leicht über dem Fußboden schwebt. Weiterhin war der Bau eines Schornsteins notwendig, da die alten nicht mehr zulässig und zum Teil auch abgerissen waren. Mit Hilfe einer Steinsäge wurde die Wand zwischen Wehrgang und Salon geöffnet. Durch die Firma Forker wurde ein Schornstein so eingebaut, daß dieser äußerlich nicht mehr sichtbar ist. Dieser mußte dann noch durch das untere und obere Mansardgeschoß, über den Spitzboden und durch eine barocke Schornsteinkopfattrappe geführt werden. Gerade für das letzte Stück waren diverse komplizierte Abwicklungen und Halterungen notwendig. Der Meißner Kachelofen wurde unter Freiherr Xaver von Lentz um 1890 als Einzelanfertigung hergestellt und durch den VEB (K) Antikhandel Pirna zum Zwecke des Exports abgebaut. Auf Grund der politischen Wende wurde der Verkauf nicht vollzogen, so daß nun ein Wiederaufbau möglich wurde. Glücklicher Umstand dabei war, daß wir mit dem Ofensetzer Horst Siebenhäuser den Mann fanden, der den Ofen ehedem für den Antikhandel abgebaut hatte. Zudem konnte die Firma gute Referenzen aus den Schlössern Weesenstein, Pillnitz und Reinhardtsgrimma vorlegen. Der ursprüngliche Standort des Ofens war das Zimmer des Schloßherrn in der herrschaftlichen Wohnung des Gartenflügels. Dies war etwa dort, wo heute im Festsaal die Bühne ist. Farblich fügt er sich wunderbar in den Salon ein. Äußerlich konnte der Ofen original wieder entstehen. Die Kacheln waren vollständig und in recht gutem Zustand. Auch die Goldfassungen wirken sehr lebendig. Im Inneren erhielt der Ofen einen modernen Kaminofeneinsatz.

4. Leuchterbau

Zentraler Schmuck des Raumes war der mittig hängende Kronleuchter. Entsprechend vorhandener Fotos versuchten wir, ein ähnliches Exemplar käuflich zu erwerben. Dies gelang nicht, so daß wir uns für einen Neubau entschlossen. Als Vorlage diente uns der große Leuchter im Saal, der ebenfalls von Kunstschlosser Bernhard Zschiesche nach einem Vorbild des Schlosses Gotha geschaffen wurde. So konnten wir Synergieeffekte, z.B. durch Wiederverwendung der Messinggußformen, nutzen. Der 16-flammige Deckenleuchter erhält Kerzen. Zusätzlich sorgen dimmbare, versteckt eingebaute Lampen für Beleuchtung und kontrastreiche Deckenzeichnung. Licht und Glasbehang sorgen für eine sehr festliche Wirkung des Salons.

5. Restaurierung der spätsemperschen Malerei

Trotz einer schlichten darunterliegenden Barockfassung entschied das Landesamt für Denkmalpflege, die sichtbare Fassung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der hohen Qualität zu favorisieren. Bedingt durch das Eindringen des Regenwassers und die notwendige Sanierung der Deckenbalken war die fensterseitige Hälfte völlig zerstört. Durch wechselnde Durchfeuchtung und Trocknung blätterte auf dem verbliebenen Teil die Farbe stark ab. Außerdem war die Malerei stark verschmutzt. Außer der Firma Lippert Maler GmbH hielten die Anbieter die Erhaltung des Originalbestandes für kaum möglich bzw. im Aufwand nicht finanzierbar. Die Firma Lippert wollte zumindest versuchen, einen Teil der Substanz zu retten und begann mit verschiedenen Festigungsversuchen. Dies gelang, so daß alle noch vorhandene Malerei gerettet werden konnte. Als nächster Schritt wurde das Vorhandene gereinigt, so daß eine interessante Farbigkeit und sogar eine schlichte Goldfassung zum Vorschein kamen. Durch eine Spezialistin wurden Schablonen abgenommen, um die Fensterseite wieder herzustellen. Für besonders komplizierte Details bei der Restaurierung wie auch der Neubemalung wurde das Team durch Restaurator Hans Riedel verstärkt. Dieser arbeitete an der Semperoper und anderen bedeutenden Bauwerken Sachsens. Ausführende und Bauherren sind sehr glücklich über das Ergebnis. Rosen, Vasen, Ranken, Gehänge, Greifen, Akanthusblätter und andere Motive sind nun wieder im ganzen Raum erlebbar. Durch den möglich gewordenen erhöhten Anteil an zu restaurierender Fläche gegenüber der neu angelegten und durch eine aufwendigere Bearbeitung der Supraporten erhöhte sich der finanzielle Aufwand maßvoll. Wir selbst, die wir uns seit 20 Jahren mit diesem Raum beschäftigen, haben die nun erreichte Schönheit und Wirkung nicht erwartet. Der Dank dafür gebührt der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden.

Zu unserer großen Freude beschloss im Herbst 2008 die Ostsächsische Sparkassenstiftung noch einmal einen bedeutenden Betrag für das Schloß zu stiften. Aus heutiger Sicht werden wir wohl mit den Geldern den vorerst letzten großen Bauabschnitt am Schloß starten. Überall dort, wo bei bisherigen Bauabschnitten das Geld nicht reichte, wird nun komplettiert und vieles schöner gemacht.

Es sind wichtige Details, die das Gebäude zum Schloß machen. Eingebettet ist alles in einen dabei mit entstehenden „Baugeschichtlichen Rundgang“. Sind wir doch in der vortrefflichen Lage, daß unsere Burg- und Schloßherren in bald tausendjährigem Wirken vorhandene Bauteile immer wieder eingebunden und nicht abgerissen haben. Entsprechende Tafeln werden später den Blick unserer Besucher darauf lenken. Erstes Erleben für die Ankommenden ist immer die heutige Schloßdurchfahrt, der ehemalige Burghof. Der mit einer Schießscharte verbundene Turmstumpf, die zugemauerten Fenster zum Schloßgewölbe, die Mannlöcher, die Wagenachse im Gewölbebogen beim Aufgang zum Park, alles hat seine Geschichte.

Neben dem Optischen, wie ordentlicher Putz oder eine Probeachse der einst barocken Ausmalung, geht es hier natürlich vor allem auch um stolperfreie Sandsteinwege und ein interessantes Lichtkonzept, welches Besucher von Abendveranstaltungen, gerade noch vom Kronleuchter des Saales erhellt, nicht in ein völliges Dunkel tappen läßt. Im Erdgeschoß des Schlosses gehören die Reparatur der Forellenbecken und die Ergänzung der Türbekleidungen der Halle zum Vorhaben.

Ein brennendes Feuer in den beiden wiederaufgebauten Kaminöfen zieht die Besucher magisch an. Mit der Inbetriebnahme des Kamins (was aber den Bau eines Schornsteins erfordert) und dem Aufbau eines Rokoko-Ofens im Luisenzimmer sollen zwei weitere „Brennpunkte“ dazukommen. Das ist auch insofern äußerst praktisch, da alle vier Zimmer des Enfilate einzeln oder zusammen ohne Gasheizung genutzt werden können. Viele verbinden „Schloß“ mit reicher Ausmalung im Inneren. Seit der Salon so prächtig wiedererstanden ist, wirkt das benachbarte Herrenzimmer etwas ärmlich.

Das soll sich nun ändern; die noch vorhandene Wand- und Deckengestaltung wird restauriert; zukünftige Besucher werden über den Reichtum erstaunt sein. Den Glanz des Schlosses bringt das Licht, welches sich möglichst in Glaskristallen festlich vermehrt. Noch ist die Achse der Kronleuchter im Vestibül und im Luisenzimmer unterbrochen. Schon bald wird man durch alle Zimmer der Etage unter dann sechs Kronleuchtern wandeln können.

Bei Führungen sprechen wir manchmal mit unserer ganzen Unbescheidenheit davon, daß in Zuschendorf manches wie im Dresdner Residenzschloß ist. Über eine Brücke gelangte die Herrschaft in die Kirche. Auf Grund der desolaten Treppe im Kirchenübergang können viele leider diese so wunderbar originale Kirche nicht sehen. Auch die Sanierung dieser „Schloßbrücke“ ist mit vorgesehen.