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Geschichte

Landschloss Zuschendorf

Bereits im 11. Jahrhundert soll am Südhang des Petrefactenberges im Seidewitztal eine Burg gestanden haben. Die Gründungsurkunden wie auch die Namen der Besitzer fehlen. Die Keller des Schlosses lassen aber durchaus einen Ursprung im 12. oder 13. Jahrhundert vermuten. Es kann angenommen werden, dass die Anlage zum Burgenverband der Dohnaer gehörte.

 

Lehnsherr Carlowitz

Ein erster Nachweis existiert vom 7. Mai des Jahres 1403. An diesem Tag wurde Kunigund, des Otto von Carlowitz Witwe, durch den Markgrafen von Meißen, Wilhelm den Einäugigen, mit dem Anwesen belehnt. Einige Quellen lassen vermuten, dass die Familie von Carlowitz schon früher als Vasallen der Dohnaer auf der Burg lebte. Otto von Carlowitz und seine Brüder sollen im Kampfgetümmel der Dohnaer Fehde umgekommen sein.

Weitere Quellen sprechen davon, dass die Familie zuvor auf dem Lindigtschloss lebte – eine Anlage auf der nächsten Erhebung Richtung Pirna, welche wohl im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde und zu Zuschendorf gehörte. Im Widerspruch dazu steht eine Quelle, die Otto von Carlowitz im Gefolge des Markgrafen sieht. Vielleicht wurden aber auch die Seiten gewechselt.

Über die Belehnung gibt es eine anderslautende, aber recht hübsche Sage: Nach dieser hörte der Markgraf (in einer anderen Quelle König Wenzel von Böhmen) von einem armen, aber tapferen Ritter in seinem Gefolge, der von 2 Frauen mit 29 (in einer anderen Quelle mit 19) Kindern gesegnet war. Bei einem fröhlichen Bankett versprach der Markgraf (oder der König von Böhmen); Zuschendorf solle der Familie von Carlowitz gehören, wenn ein 30stes (bzw. 20stes) Kind geboren würde. Dies geschah und so wurde Carlowitz Lehnsherr auf Zuschendorf und letzteres der Stammsitz der später so weit verzweigten und berühmten Familie.

Bis 1695 (andere Quellen nennen das Jahr 1692), knapp 300 Jahre, herrschte die Familie hier. Als herausragend sei als erster Nicolaus von Carlowitz genannt. In Zuschendorf geboren, widmeten seine Eltern ihn dem geistigen Stande. Nachdem Carl von Miltitz, als Domherr von Meißen im Rhein ertrank, wurde Carlowitz an dessen Stelle in das Meißner Domcapitel aufgenommen. Carlowitz galt als gelehrter Mann und hatte auch den Magistertitel der philosophischen Fakultät inne. Im Jahre 1550 wurde er dann einmütig zum Bischof gewählt. In der Stiftskirche zu Zeitz wurde er durch seinen vertrauten Freund Bischof Julius Pflug zu Naumburg in das Bischofsamt geweiht. Er starb 1555 und wurde in Stolpen begraben.

Der Saukrieg

Sein Nachfolger war Johann von Haugwitz, als Bischof Johann IX. bekannt. Letzter wurde doppelten Betruges bezichtigt. Zum einen sollte er den in Zuschendorf ansässigen Hans II. von Carlowitz um das Erbe des Nicolaus von Carlowitz betrogen haben. Dabei sollte es sich um eine große Lade mit Geldsäcken in Stolpen handeln, die im Zimmer des Verstorbenen gefunden wurde und die Initialen derer von Carlowitz trug. Zum anderen hatte von Haugwitz Kurfürst August versprochen, das bischöfliche Amt Stolpen gegen das kurfürstliche Amt Mühlberg zu tauschen. Der Kurfürst begehrte Stolpen als Grenzfeste gegen Böhmen und die Oberlausitz, wollte aber vor allem das Jagdgebiet erwerben. Diese eingegangenen Verpflichtungen erfüllte von Haugwitz nicht.

Zwar hatte Kaiser Maximilian I. im Jahre 1495 auf dem Reichstag zu Worms den ewigen Reichsfrieden ausgerufen und damit alle Fehden verboten, doch traf sich nun hier die Interessenlage des Ritters Hans II. von Carlowitz mit der seines Landesherren Kurfürst August. Carlowitz, schon seit längerem im Dresdner Hofdienst (seit 1554 als Kämmerer, seit 1555 als „Diener des Hauses“) und bekannt als bester Turnierritter, war dem Kurfürsten kein Fremder. So konnte Hans II. von Carlowitz am 15.9.1558 durch Anbringung des Fehdebriefes am Stolpener Schloss die Fehde vom Zaun brechen, ohne Konsequenzen des Landesherren befürchten zu müssen. Vielmehr erledigte er dessen Rechnung ja mit und erhielt manche Unterstützung.

Den Kampf im Einzelnen zu schildern würde zu weit führen. Nur eine Episode sei genannt: Am 8. November nahm der Fehdeführer bei Wurzen 700 weidende Schweine in Beschlag. Daher kam dieser Zwist zu seinem Namen „Saukrieg“. Betroffen von der Befehdung waren vor allem die Städte Wurzen, Mügeln, Stolpen und Bischofswerda. Der Bischof selbst war nach Prag geflohen. Nachdem Ende Dezember 1558 Stolpen mitsamt dem Schlosse erobert war, kam es dann am 18.1.1559 zum Friedensschluss. Der Kurfürst konnte seine Zentralgewalt stärken und erhielt Stolpen; Carlowitz erhielt vom Bischof 4000 Gulden und auch alle weiteren durch die Fehde verursachten Ansprüche musste der Bischof begleichen. Hans II. von Carlowitz wurde Oberstallmeister des Kurfürsten. Neben Stallknechten und Kutschern waren ihm u.a. auch Edelknaben, Mohren und Zwerge unterstellt. Er vermittelte in kurfürstlichen Heiratsangelegenheiten, begleitete seinen Herrn auf mancher Reise und war ein guter Duzfreund der Familie.

Bauliche Veränderungen

Der 1527 geborene und 1578 verstorbene Ritter hinterließ in Zuschendorf deutliche Spuren als Bauherr. Ihm ist der Umbau der Burg zum Schloss im Jahre 1553 zu verdanken. Unter Benutzung einer alten Mauer mit Brustwehr führte er einen neuen Schlossflügel auf. Im Dreißigjährigen Krieg schlug der Schwedenheerführer Baner in unmittelbarer Nähe im Schloss Zehista sein Heerlager auf und verwüstete das Umfeld.

Der Wiederaufbau war ebenfalls von großen Problemen und Konkurs begleitet. Ein Gedenkstein am Schloss erinnert daran: „Nach diesem Gut hat mancher getracht; Gott hat es am rechten Erben gebracht. Anno 1665“. Die Wappen der Besitzer August von Carlowitz und seiner Gemahlin Sophie, geb. von Schönfeld, schmücken den Stein wieder in der Kopie. Allerdings hatte im Original ein späterer Schlossbesitzer, Johann Christian Böhme (1760-1786 auf Zuschendorf), das Schönfeldsche Wappen zerstört und sein eigenes angebracht. In der Zeit des Krieges sind vermutlich auch die Gewölbe der Vorhalle zerstört worden. Auch der Dachstuhl des größeren Schlossflügels stammt offensichtlich aus der Zeit des Wiederaufbaus. Er besteht aus geflößtem Holz und ist bis heute völlig frei von Schädlingen. Nach dem Ende der Carlowitzschen Zeit 1695 (nach anderen Quellen 1692) wurde Zuschendorf freies Erbgut.

Die Anzahl der nachfolgenden Schlossherren und deren Geschlechter ist groß, so dass hier nicht auf alle hingewiesen werden kann.

Stöckel, von Bünau und Dittmar

1730 – 1739 war die Anlage im Besitz des Churfürstlichen Seketarius Dr. Johann Stöckel. Dieser wollte offensichtlich höfisches Dresdner Leben auf das ländliche Gut bringen. Das heutige barocke Äußere des Schlosses entstand vermutlich unter seiner Hand. Auch legte er den „Lustgarten zum Schlosse“ mit mannigfaltigen Spiel- und Vergnügungsmöglichkeiten für die Herrschaft an.

Die nachfolgende Zeit des Rittmeisters von Bünau (1739 – 1758) auf Zuschendorf wird als Glanzzeit mit förmlicher Hofhaltung beschrieben. 1740 legte von Bünau eine hölzerne Wasserleitung aus den Seidewitzer Wiesen zum Rittergut an, aus welcher der Gartenteich ebenso wie die Ställe des Gutes gespeist wurden. Noch heute finden wir ab und an Reste davon. Diese wurde 1892 durch Xaver von Lentz in eine gusseiserne umgewandelt und liefert bis heute Wasser.

Wiederum verwüstete nun ein Krieg, der Siebenjährige, das Land und hinterließ seine Spuren in Zuschendorf, lag es doch zwischen dem Sitz Friedrichs II. in Großsedlitz und dem belagerten Pirnaer Schloss Sonnenstein. Nach nur kurzer Friedenszeit schloss sich in der Zeit von Dr. Johann Christian Böhme der Napoleonische Krieg an. Österreicher, Russen und Franzosen bekämpften sich im Umfeld. Aus dem Schloss wurden die Holzteile herausgerissen und auf dem Hof in Lagerfeuern für die Mannschaften verbrannt. Die einen brieten sich ein Schwein, die anderen haben es verspeist. So ging es immer hin und her. Nur die schönen frühbarocken Türen im Obergeschoss ließen sich nicht aushängen; so blieben sie uns bis heute erhalten.

Das Dorf war menschenleer. Aus den Orgelpfeifen der Kirche gossen die Russen Geschosskugeln. Die alten Grüfte im Gotteshaus wurden aufgebrochen. Dem nachfolgenden Senator Dr. Wilhelm Anton Dittmar blieb nur wenig Zeit, die Kriegsschäden zu beseitigen. Gerade 36 Jahre alt, starb er 1826 bei Ludwigsburg während einer Lustreise in Süddeutschland. Seine Schwester stiftete ihm einen Gedenkstein, der heute im Park steht.

Schulz, Hedenus, Steiger und von Lentz

Für uns heute interessant ist dann der Eigentümer von 1832 – 1842, Herr Dr. Karl Heinrich Schulz, der Sohn des Bürgermeisters von Dresden, Doktor der Philosophie und Erb- wie Lehngerichtsherr auf Zuschendorf. Er brachte die Landwirtschaft auf vorbildliche Weise in Ordnung und beschrieb das akribisch in seinem 1841 erschienenen Buch „Beschreibung des Betriebes der Landwirtschaft zu Zuschendorf“. Darin zeichnet er über Bestände, Erträge, Techniken der Landwirtschaft bis hin zu Gesindekost ein ausführliches Bild dieser Zeit.

Durch Heirat der Tochter wird 1861 August Richard Hedenus der neue Schlossherr auf Zuschendorf. Der Lebensstil des Herrn Hedenus wird als sehr kostspielig beschrieben, so dass er 1878 das Schloss wieder verkaufen muss. Es existiert noch eine Fensterscheibe im Schloss, in welcher Hedenus und sein Nachfolger, Christian Alexander Steiger, ihre Namen eingravierten. Die Kinder von Hedenus wanderten nach Amerika aus. Über die Zeit der Familie Hedenus auf Zuschendorf liegt uns ein amüsantes Schauspiel vor, welches manches aus der Zeit erahnen lässt.

Bereits 1882 kaufte der Königliche Sächsische Hauptmann Clemens Oskar Xaver von Lentz das Anwesen und hinterließ vor allem als Bauherr seine Spuren. U.a. verdanken wir ihm den Neubau der Wagenremisen mit Scheune (bergseitig auf dem Gutshof), nachdem die alte hölzerne Scheune abbrannte. Eine weitere große Ziegelfachwerkscheune aus dem Jahre 1882 an der Seidewitzer Straße musste vor wenigen Jahren neuen Einfamilienhäusern weichen. Lenz verlängerte 1889 den kleinen, dem Park zugewandten Schlossflügel durch Überbauung eines Pferdestalles. Dabei passte er auch die Dachform an das vorhandene Mansarddach des Flügels an und schuf parkseitig eine sandsteinerne Freitreppe.

Diese Bauten hatten keinen Bestand, da sie dem politisch motivierten Abriss nach 1947 zum Opfer fielen. Glücklicher war der Bau des Gasthofes „Zum Lindental“, der am 11.11.1911 eröffnet wurde. Anfangs von Herrn Moritz Adam gepachtet und später gekauft, ist er noch heute in familiärem Besitz. Das letzte Augusthochwasser hat auch dem Gasthaus übel mitgespielt; inzwischen sind Gäste längst wieder willkommen. Wesentlich mehr geschadet hat das Hochwasser jedoch der ebenfalls von Lentz im Jahre 1908 erbauten Villa. Dort wohnte der Oberschweizer; auch gab es Gästezimmer. Das direkt am Fluss Seidewitz stehende Haus verlor durch das große Wasser seine flussseitige Fassade und ein Wiederaufbau ist zur Zeit ungewiss.

Hauptmann Guido Schuster

Auf der anderen Flussseite baute Xaver von Lentz schon um 1894 ein Gewächshaus für Citrusbäumchen und eine Marshal-Nils-Rose. Leider ist es heute sehr verfallen. Der dahinterliegende Nordhang ist terrassiert. Oberhalb befindet sich die Lentzsche Begräbnisstätte im neobarocken Stil. Xaver von Lentz hinterließ uns eine gut gefüllte Bauakte mit vielen Zeichnungen, die beim Wiederaufbau von großem Nutzen sind. Auch war er ein leidenschaftlicher Fotograf. Von seiner Enkelin erhielten wir manch wertvolles Fotodokument, auch von der Ausstattung der Innenräume.

Später übernahm sein Sohn Ulrich den Besitz, verkaufte ihn aber bald an die Landessiedlung „Sächsisches Heim“. Durch Ausgliederungen verblieben nun gerade noch 114 ha, welche 1927 der Königlich-Sächsische Hauptmann Guido Schuster erwarb. Die ursprüngliche Größe inklusive des bereits 1481 verkauften Dorfes Dohma muss wohl um die 850 Hektar betragen haben. Schuster galt als tüchtiger Landwirt. Seine Frau Hertha geb. von Brühl schrieb 1935 eine interessante Schlossgeschichte für die „Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz“.

Die ökonomische Situation war nicht zuletzt wegen des geringen Landbesitzes für Herrn Schuster schwierig. An den Gebäuden wurde wenig investiert. Aus den Bauakten ist ersichtlich, dass vor allem die Dächer der Gebäude zum Kriegsende in bedrohlichem Zustand waren. Am 9. Mai 1945 besetzte die Rote Armee Zuschendorf. Das Ehepaar Schuster wählte kurze Zeit danach den Freitod. Die russische Armee nutzte bis Ende 1945 das Rittergut als Versorgungsgut.

Abriss und Nutzung nach 1946

Im Januar 1946 wurde das Land auf 12 Neubauern, 1 Gärtner und 25 Siedler aufgeteilt. Vor allem die ehemaligen Ställe werden Neubauernhäuser für sudetendeutsche Vertriebene. Das Schloss wurde Eigentum der Stadt Pirna. Einige wenige, museal wertvolle Gegenstände wurden vermutlich an das Pirnaer Museum gegeben. Den Park erhielt der Kleingärtnerverein Zuschendorf, um Gemüse anzubauen. 1949 dachte die Stadt Pirna darüber nach, in den Park Neubauernhäuser zu bauen. Zum Glück wurde das Vorhaben nicht realisiert.

Ab 1947 begannen dann umfangreiche Abbrucharbeiten. Es ist für den Autor gegenwärtig nicht zu klären, ob die Motivation dafür eher in einem angeblich existierenden Befehl der sowjetischen Militärmacht oder anderen Ursachen zu suchen ist. Unterlagen zu diesem Befehl wurden bisher nicht gefunden. Vielmehr aber Schreiben in der Bauakte, in welcher Abrisse durch die Neubauerngemeinschaft beantragt und durch das Landesamt für Denkmalpflege bestätigt wurden. Die Neubauern erhielten Material aus den Abrissen. Dem Erzählen nach soll ein gewisser Walter Hauptvogel, Inhaber eines Baugeschäfts und als „Ortskommunist“ bezeichnet, eine besonders schäbige Rolle gespielt haben.

Geplant war ein Totalabriss. Tatsächlich zerstört wurden eine große Scheune, die den Hof an der vierten Seite, zur bergseitigen Ausfahrt schloss, wie auch ein Schafstall. Außerdem wurde der von Xaver von Lentz ergänzte parkseitige Schlossflügel so rückgebaut, dass die Fenster des Obergeschosses eingekürzt wurden und darüber ein Satteldach entstand. Ein nun erstandenes Neubauernhaus stand auf den Mauern des Schlosses, ja beinhaltete noch integrierte Reste der alten Burg. Der nun aufgerissene Schlossflügel wurde am neu entstandenen bergseitigen Giebel nur unzureichend verschlossen, so dass in den folgenden Jahrzehnten die Substanz restlos durch Witterungseinflüsse zerstört wurde. Besonders bitter ist der Verlust der zwei sandsteinernen Freitreppen, eine Renaissanceanlage zum Hof und eine gründerzeitliche, aber dem Barockbau angepasste, zum Park.

Von Einlagerungen und Plünderungen

Glücklicherweise blieb aber der größte Teil älterer Bausubstanz erhalten, verfiel jedoch zusehends. Anfangs lag ein nicht realisierter Vorschlag zur Nutzung als Altersheim vor. Später ging das Schloss in Verwaltung der VEB Gebäudewirtschaft Pirna über. In dieser Zeit gab es einen Sargmacher neben einem Kindergarten, Einlagerungen von Kleingartenauflösungen, HO-Möbeln und Material der Zivilverteidigung. Selbst ein Pflanzenschutzmittellager war untergebracht und die Keller dienten als Abdeckerei.

1968 gab es dann die dritte russische Besetzung nach denen von 1813 und 1945. Eine Nachrichteneinheit zog im Zuge des Einmarsches in die CSSR ein. Nächster Interessent war Anfang der 70er Jahre der VEB(K)Antikhandel (als Unternehmen des Devisenbeschaffers Schalck-Golodkowski bekannt). Durch den Architekten Klieber wurde ein Sanierungsprojekt erarbeitet. Es sollte Suiten, Schau- und Verhandlungsräume geben. Besonders suspekt war die Vorstellung, dass der mittelalterliche Dachstuhl durch eine Stahlkonstruktion ersetzt werden sollte. Dieser wäre zwar recht gut in Ordnung, aber falsch konstruiert. Warum der Antikhandel das Projekt nicht realisierte, wissen wir nicht. Eventuell lag es an der Verlegung der Zentrale von Pirna nach Berlin. Danach wurde jedoch weiter ausgeräumt und demontiert. Unter anderem wurden die Meißner Öfen abgebaut und mindestens einer davon auch verkauft. Fotos davon erhielten wir nach dem politischen Umbruch von der Kriminalpolizei aus den Akten des Antikhandels. Später wurden Kacheln von den Wänden gehackt und Parkett herausgerissen. Diese Dinge sollen in den Einfamilienhäusern führender Pirnaer Bonzen verschwunden sein.

Dr. Gerhard Macher

In den achtziger Jahren gab es dann sicher unrealistische Rettungsversuche durch Dr. Gerhard Macher mit dem Ziel, das Schloss für den Kulturbund nutzbar zu machen. Jedoch war der Zustand bereits in höchstem Maße ruinös und trotz Eintragung auf der Bezirksdenkmalliste wurde ein Totalabriss erwartet. Selbst die Kirche wurde seitens des Eigentümers (Evangelischen Landeskirche), da zum Gesamtensemble gehörig, als nicht erhaltbar eingestuft. Interessanterweise wurde das Schloss trotzdem bis 1988 in der Buchführung der Stadt Pirna als „Hilfskrankenhaus“ mit einem Wert von 500.000,- M geführt.

Die Zeit des Verfalls und der Hoffnungslosigkeit endet mit dem Kauf durch das VEG Saatzucht Zierpflanzen Dresden am 1. Oktober 1988. Die Planung des Wiederaufbaus beginnt. Abschließend sei Herrn Dr. Gerhard Macher gedacht und gedankt, der langjährig Material über die Geschichte des Schlosses, des Rittergutes, der Mühlen, der Kirche, des Schulwesens etc. zusammengetragen hat und eine Reihe bisher unveröffentlichter Manuskripte hinterließ.