Bei Zwergobstbäumen finden die allgemeinen Gesetze des Obstbaus wie auch der Bonsaipflege Anwendung.
Am Beginn steht die Veredlung auf eine schwach wachsende Unterlage. Bei der Formung der Krone ist alles möglich, im Obstbau übliche Kunstformen eingeschlossen.
Richtig sind Gemische aus kiesigen, humosen und tonigen Elementen, wobei nahrhafte Komposterde das dominierende Element sein sollte. Der Kies dient der Verhinderung von Staunässe, wird zum geringen Teil dem Substrat beigemischt und dient weiterhin der Drainage im unteren Teil des Topfes (etwa 3 – 5 cm). Wichtig ist, dass der Topf ein genügend großes Abzugsloch besitzt.
Die Zugabe von Hornspänen in das Pflanzsubstrat oder die gemeinsame Kompostierung des Gemischs über ca. ein Jahr birgt Vorteile für eine Langzeitversorgung mit Nährstoffen. Beim Eintopfen der Pflanze ist zu beachten, dass die Veredlungsstelle über der Substratoberfläche bleibt.
Weiterhin ist es wichtig, daß keine Wurzeln geknickt werden. Der Wurzelschnitt ist so durchzuführen, daß beim Einpflanzen etwa 3 – 5 cm Abstand zum Topfrand bleiben. Werden dickere Wurzeln kräftiger geschnitten als feinere, wirkt sich das ebenso auf die Feingliedrigkeit der Krone aus.
Umgetopft werden sollte aller 2 – 3 Jahre. In den dazwischen liegenden Jahren ist ein oberflächlicher Erdaustausch zu empfehlen. In Zuschendorf fertigen wir ein Gemisch aus mindestens einjährig abgelagertem Dung von Pferden oder Kühen und Komposterde im gleichen Verhältnis, versetzt mit Hornspänen, an. Durch Regen und Gießen wird ohnehin meist oberflächlich Erde abgeschwemmt, so daß dieses Substrat deckend aufgebracht werden kann.
Über das Substrat ist eine Grunddüngung gewährleistet. Es ist jedem selbst überlassen, ob er mit organischen oder mineralischen Düngern weiter ergänzt. In Zuschendorf verwenden wir pillierte 80- oder 100-Tage-Dünger, die wir im April einbringen. Finden schnell wirkende, sogenannte Kopfdünger, Anwendung, ist entscheidend, dass spätestens ab Ende Juli keine Gaben mehr verabreicht werden dürfen. Die Ausreife des Holzes und damit die Frosthärte würden dadurch gefährdet.
Sofern es für die Schaffung einer bestimmten Kunstform nicht bewusst gewollt ist, gilt folgende Grundregel: Die Äste sollen sich nicht kreuzen, nicht parallel gehen, nicht nach innen, oben oder unten, sondern immer nach außen weisen. So werden die Triebe immer auf Augen (Knospen) nach außen geschnitten.
Im Unterschied zum regulären Obstbau werden die Triebe nur kürzer (auf 1 – 2 Knospen) und öfter geschnitten. Begonnen wird vor dem Austrieb. Hier kann man auch Schnittfehler des vergangenen Jahres korrigieren, da nichts durch Blätter verdeckt ist. Je nach Zuwachs kann dann nach Belieben bis Ende August geschnitten werden. Spätere Schnitte gefährden die Ausreife des Holzes. Meist reicht ein zwei- bis dreimaliger Schnitt während der Wachstumszeit.
Obacht sollte man geben, daß nicht der Fruchtansatz für das folgende Jahr (Kurztriebe) weggeschnitten wird. Aber auch das ist eine individuelle Entscheidung, ob der Gärtner eher der Schönheit des Baumes oder dem Ertrag den Vorrang geben möchte. Wassertriebe können in der Regel ganz entfernt werden.
Wichtig ist auch zu wissen, dass der Baum immer an den oberen Spitzenknospen am stärksten wächst (Apikaldominanz) und dass diese Äste auch schneller dick werden. Wird also im unteren Kronenbereich ein starker Ast benötigt, darf dieser längere Zeit nicht geschnitten werden, bis er die gewünschte Stärke erreicht hat. Dafür ist viel Geduld nötig.
Auch sei erwähnt, dass immer knapp über der Knospe geschnitten wird. Darüber befindliche, knospenlose Teile werden nicht ernährt, sterben ab und sind Eintrittspforten für Krankheiten. Größere Wunden sollten mit Latex oder Wundverschlussmitteln bestrichen werden. Im Übrigen kann man sich an den Schnittgesetzen für Laubholz-Bonsai orientieren.
Die Bäume können in Gärten, auf Terrassen oder Balkonen stehen. Wichtig ist viel Licht. Auf dem Balkon besteht unter Umständen die Gefahr zu trockener Luft und damit des Befalls mit „Roter Spinne“ und anderen Schädlingen. Dann muß durch Sprühen und Aufstellen von Wassergefäßen für feuchtere Luft gesorgt werden.
Eine Gefahr für die Pflanzen stellen Früh- und Spätfröste sowie bei Dauerfrost austrocknende Winde und Sonne dar. Das bedeutet: Die Pflanzen müssen im Winter durch Nadelreisigzweige oder das Aufstellen in der Nähe einer Hecke vor Sonne und Wind geschützt werden.
In der Literatur wird das Einsenken der Wurzelballen in das Erdreich empfohlen. In Zuschendorf füttern wir die Töpfe in Nadelholz-Hobelspäne (keine Sägespäne!) ein und haben damit viele Jahre gute Erfahrungen gemacht.
Im Winter, im blattlosen Zustand, benötigen die Pflanzen kaum Wasser. Gegossen werden darf nur an frostfreien Tagen. Etwa zweimal im Winter ist meist ausreichend. Mit zunehmendem Triebwachstum im Frühjahr ist entsprechend mehr Wasser nötig. An Sommertagen ist eine tägliche Kontrolle notwendig. Wenn die Bodenoberfläche trocken ist, kann gewässert werden. Vorsicht! Obstbäume sind empfindlich gegen Staunässe.
Krankheiten und Schädlinge werden genauso wie bei den „großen“ Obstbäumen bekämpft, wobei milden, biologischen Mitteln der Vorzug zu geben ist. Gesunde Bäume haben auch weniger Schädlingsbefall. Zwei Hinweise zum Schluß: Für den Anfänger sind Äpfel am geeignetsten. Der Ernteerfolg stellt sich zeitiger und reicher ein.
Jeder Gärtner sammelt seine eigenen Erfahrungen und ein jeder schwört auf andere Mittel und Verfahren. In diesem Sinne soll auch diese Anleitung verstanden werden.