Die Zuschendorfer Hortensiensammlung
Die Kollektion umfasst gut 500 Arten und Sorten und ist damit die umfangreichste in Deutschland. Für unser klimatisch für die Hortensie grenzwertiges Gebiet ist das recht viel, im internationalen Maßstab gibt es deutlich größere Sammlungen. Unsere Sammlung ist Referenzsammlung der Deutschen Genbank Zierpflanzen.
Gesammelt wird aber nicht querbeet.
Unser Sammlungsziel:
- Historische Arten und Sorten aus den Ursprungsländern bis 1945.
- Nach Europa eingeführte und hier gezüchtete Arten und Sorten bis 1945.
- In Deutschland entstandene Sorten bis 1970.
- Sächsische Züchtungen ohne Begrenzung (Durch die Zuordnung der sächsischen Züchtung zur Hydrangea Breeders Association gibt es hier Ausweitungen).
- Besonders richtungsweisende Züchtungen international.
Nachdem Kamelien und Azaleen bereits in Zuschendorf eine Heimstatt gefunden hatten, meinte Günter Hofmann, damaliger Geschäftsführer des Nieschützer Hortensienzuchtbetriebes und Vorsitzender unseres Zuschendorfer Fördervereins, dass die Hortensien unbedingt zu unseren Sammlungen gehören sollten. So übernahmen wir 1996 30 Sorten aus Nieschütz. Das Altsortiment war dort nicht mehr vorhanden, da es die Firma Rampp bereits erworben hatte. Nun sollte die Firma Elsner (PAC) in Dresden Züchtungsaufgaben für die Gärtnerei Rampp übernehmen. Aus diesem Grund war es wünschenswert, einen Sammlungsbestand als „Pollenspender“ in der Nähe zu haben. Folgerichtig übergab uns 1999 die Firma Rampp ihr Sortiment von 90 musealen und 30 aktuellen Sorten sowie 15 Arten.
Zur Erweiterung unseres Zuschendorfer Sortimentes war der Austausch mit zwei großen Sammlungen in Frankreich wichtig. Aufgrund des günstigen Klimas hatte dort manche alte deutsche Sorte überlebt.
Aufgrund der klimatischen Bedingungen ist eine Präsentation der Pflanzen recht schwierig. Ein Teil der Pflanzen wird in Töpfen in tiefen Erdkästen überwintert und in der Vegetationszeit im Park aufgestellt.
Schrittweise, vor allem um die Winterhärte der Sorten zu testen, wurde der größte Teil der Kollektion in einem separaten Parkteil ausgepflanzt. Die bisher erfolgten Pflanzungen wurden in 9 thematische Quartiere geordnet:
- Sorten von Hydrangea paniculata (Rispenförmige Hortensie) und Hydrangea quercifolia (Eichenblättrige Hortensie)
- Sorten von Hydrangea macrophylla ssp. serrata
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) Sorten vom Anbeginn der Züchtung bis 1945
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) westdeutsche Sorten aus den Zuchtjahren 1945 bis 1970
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) Sorten aus sächsischer Züchtung von 1960 bis heute (Bautzen, Nieschütz, Weixdorf, Omsewitz)
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) Sorten des Züchters Rampp
- Hydrangea macrophylla (Tellerhortensien) Sorten der Vogelserie aus Wädenswil, Schweiz
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) Sorten des sächsischen Züchters Friedrich Matthes, Ottendorf-Okrilla
- Hydrangea macrophylla (Ball- und Tellerhortensien) Sorten japanischer Züchter
Seit Jahren wird die Winterhärte der Pflanzen jährlich ausgewertet. Während sich alle Sorten von Hydrangea paniculata, quercifolia und arborescens völlig hart zeigten, blühte nach den letzten Wintern etwa nur ein Drittel des Sortiments von H. macrophylla. Dabei erreichen eine wirkliche Vollblüte nur 6-8 Sorten.
Daher hatten wir uns entschlossen, erstmalig 2006 eine Hortensienschau im Schloss zu zeigen. Die meisten Sorten wurden damals als Einzelblüten in besonderen Gefäßen und im Hortensienfluss präsentiert.
Die Gärtnerei R. Ullmann aus Radebeul hat die Ausstellung mit Pflanzen ihres Sortimentes angereichert. Ein halbes Jahrhundert werden in diesem Betrieb schon Hortensien produziert – fast 50 Sorten, auch in vielen Sonderformen wie Ampeln, Stämmen und Solitärbüschen für Balkone und Terrassen.
In der letzten Juli– und der ersten Augustwoche wurde die Zuschendorfer Hortensienschau nun zur Tradition. Die zweite Schau 2007 war noch deutlich schöner und üppiger als die erste. Zeitungen schrieben, dass der Festsaal zu einem großen Garten wurde und auch in den anderen Räumen die Hortensien „wucherten“. Allein die Claus und Torsten Kühne GbR stellte über 500 Pflanzen, darunter die kompletten „Saxon-Sorten“ zur Verfügung. Die Blumenbinderinnen der gleichen Firma (Kühne trend-florist) zauberten aus vollreifen Blüten Girlanden, Kränze, Gestecke und vieles andere. Die Gärtnerei R. Ullmann war wieder wie im Vorjahr mit prächtigen Schaupflanzen vertreten. Beide genannten Firmen blieben uns bei allen Ausstellungen bis heute treu. Unsere Sammlung präsentierten wir als Einzelblüten in besonderen Gefäßen aus Porzellan, Glas und Keramik. Unser Architekt Volker Berthold gab der Ausstellung mit historischen Türen und Toren einen viel bewunderten gestalterischen Rahmen.
Vom 19. Juli bis 3. August 2008 öffneten sich zum dritten Mal die Tore der Botanischen Sammlungen zum großen Hortensienblütenfeuerwerk. Der besondere Beitrag im genannten Jahr kam von den Züchtern, denjenigen also, die nicht die Pflanzen kultivieren, sondern tatsächlich Neuheiten entstehen lassen, den Schöpfern neuer Sorten. Sie kreuzen und bestäuben, ernten und säen tausende von Samen, lesen nur wenige aus, verwerfen wieder den größten Teil, kreuzen wieder und …. Der schwierige, langjährige und der Öffentlichkeit verborgene „Passionsweg“ bis zu einer neuen Sorte wurde verständlich und kurzweilig dargelegt. Erarbeitet wurde dieser von führenden Wissenschaftlern wie Prof. Frank Pohlheim und Dr. Klaus Olbricht, aber auch von den praktisch erfahrenen Züchterinnen Christa Hofmann und Katrin Meinl.
In den letzten Jahren hat die Hortensienzüchtung grandiose Fortschritte gemacht.
Gefüllte, zweifarbige Sorten in nie gekannter Leuchtkraft, auch mit lackglänzenden schwarzen oder dunkelroten Stielen, katapultierten die Hortensien vom stillen Friedhofsdasein in die vorderste Reihe der Trendpflanzen.
Mancher bestaunt darin das Werk Gottes, für andere sind es wissenschaftliche Spitzenleistungen und für dritte der grüne Daumen talentierter Gärtner. Vielleicht aber gehört alles zum Erfolgsrezept.
Das Schönste aber ist: Ein Ende der Neuheiten ist nicht abzusehen. Stellen Sie sich vor, der Züchter würde nur 21 der 300 verschiedenen Gene der Hortensie kombinieren. Er erhielte 4,5 Billionen Pflanzen. Um diese zu pflanzen, würde die Fläche von Deutschland nicht ausreichen. Der Züchter kann den genetischen Reichtum der Pflanzen niemals ausschöpfen. Es bleibt also weiter spannend.
Das galt auch für die Gestaltung der Schau. Auch wenn sich der wissenschaftliche Name „Hydrangea“, aus dem Griechischen übersetzt, auf die Ähnlichkeit der Samenkapsel mit einem Wassergefäß bezieht, so wird die Pflanze doch oft als „Wasserstrauch“ bezeichnet. Da denken die Gärtner aber an den hohen Wasserverbrauch im Sommer. Dies wurde in der Ausstellung mit irdenen Wassergefäßen, mit Brunnen- und Pumpanlagen illustriert. Auch ein alter Pferdewagen mit Wasserfaß oder alte Holzwasserleitungen gehörten dazu.
Ein Novum war die Taufe einer neuen Hortensiensorte während der Ausstellungszeit. Die deutsche Weinkönigin gab einer außergewöhnlichen Züchtung von Katrin Meinl den Namen ‚Schloß Wackerbarth‘. Auch diese Sorte gehört zur SAXON – Serie.
Später tauften wir in Zuschendorf aus der gleichen Serie die ‚Gräfin Cosel‘ und die ‚Schloss Zuschendorf‘. Durch die Internationalisierung der Namensgebung und den dadurch fehlenden regionalen Bezug stellten wir danach die Taufen ein.
Jahr für Jahr behandelten wir nun ein interessantes Hortensienthema, wie z.B. die frühen Einfuhren aus Fernost oder die Blaufärbung. In den letzten Jahren stellten wir speziell historische Sorten Frankreichs (2015) und Deutschlands (2017) vor. Im Jahre 2018 standen die japanischen Sorten im Mittelpunkt. Mit der Schau „Farbenspiel“ im Jahr 2019 wird die Serie einen vorläufigen Abschluss finden. Die zunehmenden sommerlichen Hitzewellen schmälern so stark die Einnahmen, dass die Schauen leider nicht mehr finanzierbar sind.
Die Hortensie ist nun seit über 200 Jahren in Sachsen zu Hause. Ihre Vielfalt wird gemehrt und bewahrt. Ihre Bewunderer werden ständig mehr.